Kabbalah.info - Kabbalah Education and Research Institute

Einführung zu Talmud Esser HaSefirot, Punkt 41 - 50

41. Es steht geschrieben: “Die Mich suchen, finden Mich“ (Sprüche, 8). Das wird im Sohar hinterfragt: „Wo findet man den Schöpfer?“ Und es sagten die Weisen, dass man Ihn nur in der Torah findet. Auch über die Worte: „Fürwahr, du bist ein verborgener Gott“ (Jesaja, 45:16) sagten sie, dass der Schöpfer sich in der Torah verhülle. Man muss ihre Worte richtig verstehen. Denn auf den ersten Blick ist der Schöpfer nur im Materiellen verhüllt, in den vergänglichen Werten dieser Welt, die sich außerhalb der Torah befinden. Wie kannst du das Gegenteil behaupten: dass Er sich nur in der Torah verhülle? Aber auch was die allgemeine Meinung betrifft, entsprechend welcher der Schöpfer sich auf so eine Weise verhüllt, dass man ihn begehren müsse - wozu braucht Er diese Verhüllung? Außerdem resultiert aus den Worten „Die mich suchen“ folgendes: „Alle die Ihn begehren werden Ihn finden“. Und man muss gut das Wesen dieses Wunsches und das Wesen dieses Fundes verstehen: was sind sie und wozu?

42. Du musst aber wissen, worin der Grund dieser ganzen Entferntheit besteht. Dass wir vom Schöpfer so fern sind und in einem solchen Grad gegen Seinen Wunsch verstoßen können, ist aus einem einzigen Grund hervorgerufen, der zur Quelle aller Leiden und Qualen wurde, die wir erdulden, und aller böswilligen Verbrechen und Unachtsamkeitsverstößen, über welche wir stolpern.

Gleichzeitig ist klar, dass wir uns sofort von allem Kummer und Leid befreien werden und sofort der Verschmelzung mit dem Schöpfer mit dem ganzen Herzen und der ganzen Seele würdig werden, sobald dieser Grund beseitig ist. Hier werde ich dir sagen, dass dieser ursprüngliche Grund in nichts anderem als in der „Nichtigkeit unseres Verständnisses Seiner Lenkung Seiner Geschöpfe“ besteht. Wir verstehen Ihn nicht so wie es sich gehört.

43. Nehmen wir an, der Schöpfer würde Seine Geschöpfe in klarer Form lenken, so, dass zum Beispiel jeder, der etwas Verbotenes gegessen hätte, sofort auf der Stelle ersticken und jeder, der ein Gebot ausführt, darin einen wunderbaren Genuss finden würde, der den wundervollsten Genüssen dieser materiellen Welt gleicht. Dann würde kein einziger Tor daran denken, etwas Verbotenes zu kosten, wohlwissend, dass er sofort deswegen sein Leben verlieren würde - genau so, wie er nicht darüber nachdenkt, in die Flammen zu springen.

Und was für ein Tor würde irgendein Gebot lassen, ohne es sofort mit aller Behändigkeit auszuführen - wie er nicht zögern oder irgendeinen großen materiellen Genuss lassen kann, der in seine Hände gelangt, ohne ihn unmittelbar mit allergrößter Behändigkeit zu empfangen. Wenn wir daher die klare Lenkung vor Augen hätten, wären alle Menschen vollkommene Gerechte.

44. Daraus wird klar, dass es uns in der Welt nur an klarer Lenkung mangelt. Denn bei klarer Lenkung wären alle Menschen vollkommen Gerechte und würden mit dem Schöpfer in vollkommener Liebe verschmelzen. Denn natürlich wäre es eine große Ehre für jeden von uns, sich dem Schöpfer anzunähern, Ihn mit dem ganzen Herzen und der ganzen Seele zu lieben und mit Ihm immer zu verschmelzen, ohne einen einzigen Augenblick zu zögern.

Dem ist aber nicht so und es gibt keine Belohnung für ein Gebot in dieser Welt. Diejenigen, die gegen Seinen Wunsch verstoßen, werden durchaus nicht vor unseren Augen bestraft, sondern der Schöpfer ist geduldig mit ihnen. Mehr als das erscheint es uns manchmal, es wäre alles umgekehrt, wie es geschrieben steht (Psalmen, 73:12): „Siehe, das sind die Gottlosen: sie sind glücklich in der Welt und werden reich“. Und daher wird sich nicht jeder, der sich dem Schöpfer nähern möchte, sich Ihm nähern können, sondern wir stolpern bei jedem Schritt bis hin zu dem, was von den Weisen gesagt wurde: „Einen Mann von Tausend fand ich (Prediger, 7:28). Eintausend kommen zum studieren, und einer geht ans Licht hinaus“.

Daher ist das Verständnis der Lenkung des Schöpfers der Grund für alles Gute, und das Unverständnis der Grund für alles Böse. Folglich ist das ein Pol, um welchen sich alle Menschen drehen, zur Bestrafung oder zur Gnade.

45. Wenn wir aufmerksam auf die Erkenntnis der Lenkung schauen, die von den Menschen wahrgenommen wird, werden wir herausfinden, dass sie sich in vier Arten aufteilt. Eigentlich gibt es nur zwei: die Verhüllung des Angesichts und die Offenbarung des Angesichts, aber sie unterteilen sich in vier, weil es:

-    zwei Stufen in der Lenkung durch die Verhüllung des Angesichts gibt, und das ist die einfache Verhüllung sowie eine Verhüllung innerhalb der Verhüllung
-    zwei Stufen in der Lenkung durch die Offenbarung des Angesichts, und das sind die Lenkung durch Belohnung und Strafe und die Lenkung durch Ewigkeit.

46. Es steht geschrieben (Dvarim, 31:17): “Da wird mein Zorn entbrennen über sie zur selben Zeit, und ich werde sie verlassen und mein Antlitz vor ihnen verbergen, so dass sie völlig verzehrt werden. Und wenn sie dann viel Unglück und Angst treffen wird, werden sie sagen: Hat mich nicht dies Übel alles getroffen, weil mein Gott nicht mit mir ist? Ich aber werde mein Antlitz verhüllt halten zu der Zeit um all des Bösen willen, das sie getan haben, weil sie sich an andere Götter wandten“.

Wenn du diese Worte betrachtest, wirst du herausfinden, dass zu Beginn steht: „Und mein Zorn wird entbrennen... und ich werde Mein Angesicht verbergen“,- was die einfache Verhüllung bedeutet. Und dann steht: „Und es werden sie viel Unglück und Angst treffen... ich aber werde mein Antlitz verhüllt halten“, was eine doppelte Verhüllung bedeutet. Was ist diese doppelte Verhüllung?

47. Zuerst sollten wir nachvollziehen, was das “Antlitz” des Schöpfers bedeutet, von dem geschrieben steht: „Ich werde Mein Antlitz verhüllen“. Du wirst das am Beispiel des Menschen verstehen: wenn er das Gesicht seines Freundes sieht, erkennt er ihn sofort. Wenn er aber seinen Freund von hinten sieht, ist er sich nicht sicher und zweifelt: vielleicht ist das jemand anderes, und nicht mein Freund?

Gleiches gilt für folgendes: alle erkennen und spüren den Schöpfer als gut, und dem Guten gebührt es, Gutes zu tun. Wenn daher der Schöpfer Seinen Geschöpfen Gutes bringt, die Er mit freigebiger Hand erschuf, dann bedeutet das, dass sein Antlitz den Geschöpfen enthüllt ist, denn dann kennen Ihn alle, weil Er so handelt, wie das seinem Namen gebührt, wie es weiter oben hinsichtlich der offenen Lenkung erläutert wurde.

48. Wenn aber der Schöpfer Seinen Geschöpfen gegenüber entgegengesetzt dem oben Beschriebenen handelt, das heißt wenn Menschen Leiden und Schmerz in Seiner Welt empfinden, dann wird das als die Umkehrseite des Schöpfers definiert. Denn Sein Angesicht, das heißt das vollkommene Maß Seiner Güte, ist absolut vor ihnen verhüllt und ein solches Verhalten entspricht nicht Seinem Namen. Das gleicht einem Menschen, der seinen Freund von hinten sieht und zweifelt: „Vielleicht ist das jemand anderes?“

Darüber heißt es: „Und mein Zorn wird entbrennen... und ich werde Mein Antlitz vor ihnen verhüllen“. Denn zu Zeiten des Zorns, wenn die Geschöpfe Leiden und Qualen empfinden, läuft es darauf hinaus, dass der Schöpfer Sein Antlitz verhüllt, welches das vollkommene Maß Seiner Güte ist, und nur Seine Umkehrseite ist enthüllt. Dann ist eine große Stärke des Glaubens an den Schöpfer notwendig, um sich vor verbrecherischen Überlegungen zu bewahren, weil es schwer ist, Ihn von hinten zu erkennen. Und das wird als „einfache Verhüllung“ bezeichnet.

49. Wenn aber die Leiden und die Qualen maximal anwachsen, ruft das eine doppelte Verhüllung hervor, die in den Büchern als „Verhüllung innerhalb einer Verhüllung“ bezeichnet wird. Das bedeutet, dass sogar Seine Umkehrseite unsichtbar ist; die Menschen glauben nicht daran, dass der Schöpfer zornig auf sie ist und sie bestraft, sondern führen das auf den Zufall und die Natur zurück, wobei sie zur Verneinung seiner Lenkung durch Belohnung und Strafe gelangen. Darüber steht geschrieben: „Und Ich werde mein Antlitz verhüllt halten... weil sie sich an andere Götter wandten“. Das heißt man gelangt zur Verneinung und wendet sich dem Götzendienst zu.

50. Wenn die Rede lediglich von der einfachen Verhüllung ist, wird der Ausspruch mit folgenden Worten abgeschlossen: „Und dann werden sie sagen: Hat mich nicht all dieses Übel getroffen, weil mein Gott nicht mit mir ist?“ Mit anderen Worten glauben die Menschen noch an Belohnung und Strafe und sie behaupten, dass Misere und Leiden zu ihnen kommen, weil sie nicht mit dem Schöpfer verschmolzen sind: „Hat mich nicht all dieses Übel getroffen, weil mein Gott nicht mit mir ist?“ Sie sehen den Schöpfer zwar noch, aber von Seiner Umkehrseite. Daher wird das als „einfache Verhüllung“ bezeichnet, das heißt nur eine Verhüllung des Angesichts.
 

Kabbala Bibliothek

Newsletter

Geben Sie Ihre E-Mailadresse ein,
um unseren Newsletter zu erhalten

Weiterleiten