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Artikel zu "Analytischer Vergleich zwischen Kabbala und Philosophie" von Baal HaSulam

Kabbala schließt in sich das gesamte Wissen über das ganze Universum ein. Sie beschäftigt sich mit allem - von der allumfassenden Makrokraft, die alles gebiert, alles lenkt, alles zu einem Ziel führt, und als der Schöpfer bezeichnet wird - bis hin zu den ungreifbarsten, unfassbarsten Kräften, die in keiner Weise von den Geschöpfen empfunden werden, einschließlich des Geschöpfes selbst und dem, was mit ihm unter Einwirkung dieser Kräfte geschieht.

Es gibt keine Frage, mit der sich die Kabbala nicht beschäftigen würde - sie berichtet von allem, außer Azmuto, demjenigen Teil des Schöpfers, den wir nicht erkennen, weil alle unsere Erkenntnisse im Inneren unseres Kli , des Willen stattfinden, der von dieser höchsten Kraft erschaffen wurde. Wozu ist es denn dann nötig, eine solche Wissenschaft mit etwas zu vergleichen? Eine Vergleichsanalyse zwischen ihr und der Philosophie durchzuführen, ist jedoch notwendig, denn die Philosophie beansprucht ebenfalls, sich mit dem allgemeinen Wissen der Menschheit zu beschäftigen.

Alte kabbalistischen Quellen besagen, dass die Philosophie als Resultat falsch verstandenen Unterrichtes entstanden ist, den antike Kabbalisten den Völkern der Erde gaben - Abraham hatte 70 Schüler, die er in den Osten schickte. Dieses Resultat war natürlich, weil das Verständnis kabbalistischer Kenntnisse in unseren egoistischen, unkorrigierten Eigenschaften nicht anders sein kann.

Wir sehen, dass alle Philosophen der Antike, angefangen mit Aristoteles und Plato und so weiter bis hin zu den Philosophen der Moderne, die Philosophie auf ihren eigenen, rein spekulativen Schlussfolgerungen aufbauten. In der Philosophie existiert eine Regel, entsprechend welcher jeder das Recht auf eine eigene Meinung hat. Jeder Gedanke hat ein Existenzrecht, einfach weil er im Menschen aufkommt, und das Ergebnis seiner Eindrücke und Produkt seiner Natur ist.

Natürlich stimmt das - jeder Gedanke hat ein Existenzrecht. Überhaupt hat es keinen Sinn, wenn dieser Gedanke bereits existiert, von seinem Existenzrecht zu sprechen. Es bleibt nur die Frage, was solch ein Gedanke für sich beanspruchen kann.

In einer gewissen logischen Reihenfolge vereint und geordnet, verwandelten sich diese Gedanken in eine bedeutende Anzahl philosophischer Theorien, die sich oft widersprechen und nicht der Wahrheit entsprechen, aber, gerechtfertigt von dieser philosophischen Herangehensweise existieren .

Kabbala unterscheidet sich prinzipiell von der Philosophie, weil sich die Philosophie mit dem beschäftigt, was der Mensch innerhalb seiner egoistischen Kelim erkennt: innerhalb seiner Wünsche, Fähigkeiten, Möglichkeiten, ohne hinter die Grenzen unserer Welt zu treten, ohne ein zusätzliches sechstes Sinnesorgan zu erhalten - die Seele, den Schirm.

Für einen Menschen, der es nicht empfindet, der nicht davon weiß und niemals davon gehört hat, dass es eine solche Möglichkeit wie den Austritt aus sich heraus und in das äußere Universum, in die äußere Welt gibt, wo etwas empfunden werden kann, was sich hinter den Schranken dieser Welt befindet - für einen solchen Menschen ist die Philosophie tatsächlich eine Wissenschaft, die alles in sich einschließt, alle möglichen Ausführungen über Gott und die Welt. In diesem Fall stellt sie zweifellos das allgemeine Wissen der Menschheit dar. So bildeten die Philosophen im Verlauf der ganzen Geschichte der Menschheit deren fortgeschrittenste Gruppe.

Diejenigen aber, die wissen, was Kabbala ist, was sie dem Menschen offenbart und welche Möglichkeiten sie ihm bietet, verstehen, dass die Philosophie reines Produkt der Phantasie ist. Ihr Wissen ist rein spekulativ, weil sich die Philosophie mit Diskussionen über diejenigen Kenntnisse beschäftigt, diejenigen Wirkungen und Eigenschaften, die sich außerhalb des praktisch erforschbaren Wahrnehmungsfeldes befinden. Es sind abstrakte Begriffe, zu denen jeder eine eigene Meinung haben kann.

Wenn dagegen die Kabbalisten beginnen, die höchste Welt zu erklimmen, wenn sie sich über den Verstand erheben, werden abstrakte philosophische Vermutungen zu praktischen Erkundungen. Daraus resultiert eben der riesige Unterschied zwischen Philosophie und Kabbala und infolgedessen ihre Gegensätzlichkeit zueinander.

Die Geschichte zeigt uns, wie gefährlich es ist, schön formulierte theoretische Vermutungen als Anweisungen zum Handeln anzunehmen. Ein glänzendes Beispiel dafür sind sozialistische und kommunistische Theorien, die, von der egoistischen Natur des Menschen losgelöst, in der Praxis komplett gescheitert sind und Millionen Menschen ihr Leben gekostet haben.

Definition des Spirituellen

Die Philosophie glaubt, dass das Materielle ein Erzeugnis des Spirituellen ist, das heißt, dass die Seele den Körper erzeugt. Das Problem bei einer solchen Behauptung besteht darin, dass in diesem Fall die Anwesenheit einer Verbindung zwischen dem Spirituellen und dem Materiellen notwendig wird. Andererseits wird aber behauptet, dass das Spirituelle in keiner Verbindung zum Materiellen steht. Das bedeutet wiederum, dass es kein Mittel gibt, welches dem Spirituellen erlauben würde, in Kontakt mit dem Materiellen zu treten, und es auf irgendeine Weise in Bewegung zu versetzen.

Die Kabbala definiert das Spirituelle als eine altruistische Eigenschaft, die in keiner Weise mit unseren egoistischen Wünschen, Gedanken und Handlungen verbunden ist. Dabei unterscheidet sich das Spirituelle vom Materiellen nur in einem: in der Ausrichtung auf das Ergebnis der Handlung: für mich, um meiner selbst willen, oder für die Anderen. Dieses Ergebnis ist absolut klar, exakt, endgültig, wenn der Mensch genau weiß, absolut sicher ist (nicht in seinen heutigen Erkundungen, sondern in den höchsten, altruistischen), dass er von seiner Handlung, seinem Gedanken, seiner Berechnung oder seinem Wunsch überhaupt keinen Gewinn haben wird. Eine solche Handlung wird als spirituell bezeichnet. Das heißt, die Kabbala definiert das Spirituelle als eine völlige Loslösung von jeglichem Selbstnutzen.

Die Mehrheit der Menschen ist sich sicher, genau so zu handeln. Dem Menschen scheint es manchmal, dass seine Handlungen absolut altruistisch sind. Die Frage besteht nur darin, wie man das tatsächlich prüfen kann. In dieser Welt lebend, hat der Mensch keine solche Möglichkeit . Wir alle befinden uns in den Fängen unserer einzigen und gemeinsamen egoistischen Natur, in ihrem Inneren. Deswegen ist es uns nicht möglich, sie mit einer anderen zu vergleichen.

Um die Möglichkeit zum Erforschen, zum Messen und zum Vergleichen zu erhalten, muss man sich gleichzeitig in zwei gegensätzlichen Eigenschaften befinden – in denen von Malchut und Bina. In dieser Welt befindet sich der Mensch nur in der Eigenschaft von Malchut. Wenn aber der Mensch die Eigenschaft von Bina in sich entwickelt, den sogenannten Punkt im Herzen, dann wird diese zu einer entgegenwirkenden, gegensätzlichen und Malchut trotzenden Kraft. Dann wird er beginnen können, im Lichte des Kontrastes zwischen ihnen, zwischen zwei richtig, natürlich und unabhängig voneinander existierenden Kategorien, seine Eigenschaften zu messen, die sich zwischen Malchut und Bina befinden.

Während sich der Mensch auf einer gewissen Stufe zwischen Malchut und Bina befindet, verfügt er über eine bestimmte Anzahl an Eigenschaften von Malchut, die Bina bereits angeglichen sind, und über eine bestimmte Anzahl an Eigenschaften von Malchut, an denen er ein Tzimtzum (Selbstrestriktion) vollzogen hat, und die an Bina noch nicht angeglichen sind. Im Besitz dieser Daten, beginnt er, eine Untersuchung und in diesem Fall zeigt diese ihm seine spirituelle Stufe, sein spirituelles Niveau an. Dies ist aber nur dann möglich, wenn der Mensch aus unserer Welt austritt, eine Eigenschaft von Bina erhält, und nun Malchut einschränken und sie (d.h. alle seine Wünsche) der Wirkung des Tzimtzums unterwerfen kann.

Die Philosophie verfügt nicht über so ein Instrument, nur die Kabbalisten besitzen es, das heißt, diejenigen, die in den nächsten spirituellen Zustand übergegangen sind. Daher kann sich Philosophie nur mit spekulativen Behauptungen beschäftigen, und eine davon lautet eben „das Materielle ist Erzeugnis des Spirituellen“. Damit lässt sie einen Eindruck entstehen, dass das Spirituelle aus gewissen spirituellen Kräften entsteht, aus denen sich allmählich etwas materialisiert, was von uns dann als die Materie bezeichnet wird.

In diesem Fall entsteht eine offensichtliche Vermutung, dass das Spirituelle und das Materielle in Kontakt miteinander stehen. In Wirklichkeit haben sie aber keinerlei Verbindung miteinander, weil es zwei völlig einander entgegengesetzte Eigenschaften sind - die eine egoistisch, und die andere altruistisch, auf den Schöpfer ausgerichtet. Ihre Richtungsvektoren sind einander entgegengesetzt, und sie können in keiner Weise miteinander verbunden werden. Zwischen ihnen existiert ein Tzimtzum - das vollkommene Abgeschnittensein des einen vom anderen.

Den Machsom zu überqueren, die Grenze zwischen ihnen, bedeutet, sich von allem, was davor war, zu lösen, und anzufangen, nach einem ganz anderen Programm zu denken, zu urteilen und zu handeln, mit völlig anderen Ausrichtungen, Gedanken, Vermutungen, Annahmen und Bestrebungen. Es verändert sich alles. Der Stil des Denkens, die Entscheidungen, Lösungen und Resultate werden ganz anders. Sie nehmen keineswegs das Vorhandensein einer jeglichen egoistischen Lösung, egoistischer Gedanken an, um irgendwie von ihnen zu den altruistischen und zurück wechseln zu können oder sie irgendwie zu variieren und einander gegenüberzustellen. So ein Zustand ist unmöglich. Entweder tritt der Mensch in die spirituelle Welt ein oder nicht. Er wählt in seinen Handlungen und seinem Leben das eine oder andere Program, und zwischen beiden liegt ein unendlicher Spalt, eine Bruchstelle, ein Abgrund.

Der Hauptfehler in der Philosophie besteht in der Vermutung, dass sich das Spirituelle in das Materielle kleidet, das heißt, sozusagen eine materielle Hülle um sich erschafft. Das bedeutet aber das Vorhandensein eines Kontakts zwischen ihnen, eines gewissen fließenden Überganges des einen in das andere, während das Spirituelle sich innen befindend, das Materielle lenkt. Kabbala dagegen behauptet, dass das Spirituelle das Materielle nicht lenkt! Und im Materiellen gibt es nichts Spirituelles.

Von hier an gehen Philosophie und Kabbalah immer weiter auseinander. Kabbala, wie jede andere Wissenschaft, behauptet, dass man nur das besprechen kann, was man verspüren und erforschen kann. Sogar dem Spirituellen eine Definition zu geben, bedeutet daher bereits, das Spirituelle vom Materiellen zu unterscheiden, wozu man zunächst das Spirituelle empfinden und erkennen sollte. Dazu ist aber Kabbala notwendig, weil sie eben diejenige ist, die es erlaubt, eine Empfindung der höchsten Welt zu erlangen.

Ein Mensch, der das Spirituelle nicht versteht, nicht verspürt, nicht sieht und keine klare Vorstellung davon in sich hat, kann es nicht definieren, denn er hat es zuvor noch nie verspürt. Kabbalisten spüren das Spirituelle. Nachdem sie sich in Ähnlichkeit zu dieser Eigenschaft korrigiert haben und begonnen haben, das Spirituelle in sich zu empfangen, zu empfinden, zu messen, und an sich zu erforschen, geben sie dem Empfundenen eine Definition - dem, was sie als das Spirituelle bezeichnen.

Wesen der höchsten lenkenden Kraft (des Schöpfers)

Die Kabbala beschäftigt sich überhaupt nicht mit dem Wesen der höchsten Kraft, dem Wesen des Schöpfers - dem, was als Azmuto bezeichnet wird, der Schöpfer selbst, was ohne Bezug zu uns ist. Die Offenbarung, die Äußerung der höchsten Kraft uns gegenüber wird als der Schöpfer bezeichnet, weil sie uns erschafft, in uns und um uns die Welt kreiert, sie lenkt, sie aufrecht erhält und zu einem bestimmten Ziel führt. Ihre anderen Eigenschaften, Äußerungen, Besonderheiten sind uns nicht bekannt, und werden daher als Azmuto bezeichnet - das nicht Wahrnehmbare, das uns nicht Betreffende.

Weil Kabbala eine Wissenschaft ist, deren Erkenntnisse auf experimentellem Wege erlangt wurden, äußert sie keine Behauptungen über das, was sie nicht erkennt - auch nicht in Form einer verneinenden Erkenntnis, denn diese würde ebenfalls einen bestimmten Grad der Analyse und Erkenntnis voraussetzen. Mithin besitzt eine Aussage über das Nichtvorhandensein von Eigenschaften keinen geringeren Wert als die Aussage über vorhandene Eigenschaften. Wenn man nämlich etwas aus einer gewissen Entfernung betrachtet, und schon etwas sieht - ob es etwas ist, was da ist, oder etwas, was fehlt - handelt es sich um eine gewisse, wenn auch nur eingeschränkte Form der Erkenntnis. Wenn aber etwas tatsächlich weit genug ist, unerkennbar ist, hinter unserem Horizont, ist keine, auch nicht die verneinende Aussage über das Objekt möglich.

Kabbala gibt der höchsten lenkenden Kraft überhaupt keine Bewertungen, wenn kein Bezug zum Erkennenden besteht. Bestimmen, analysieren, empfinden oder messen können wir nur das, was von ihr, dieser Kraft, in uns eintritt - das, was wir verstehen, empfangen, verinnerlichen. Wir sprechen nur von der Reaktion des Klis auf das Licht, welches in sein Inneres eintritt. An sich ist das Licht unbegreiflich.

Alle unseren Messgeräte sind auf dem Prinzip des Widerstands und des Vergleiches (der Gegenüberstellung) aufgebaut. So mißt ein Ampèremeter nicht die Stärke des elektrischen Stromes, sondern die Stärke des Widerstands der Elemente der eigenen Konstruktion gegenüber der Einwirkung des elektrischen Stromes. Während wir die Reaktion der elektrischen Magnete und der Federn im Ampèremeter messen, geben wir sie als Eigenschaften des elektrischen Stromes aus. Auf diesem Prinzip ist die Wahrnehmung aller unserer Empfindungen aufgebaut - sowohl in den Geräten, als auch in unseren Sinnesorganen.

Wir wissen nicht, was das Licht ist, welches das Kli erfüllt. Wir erkennen nur das, was es in uns hervorruft, und dessen Wirkung in uns entsprechend bezeichnen wir es als freudig, warm, lebens- und sicherheitsbringend usw., und umgekehrt. Wir geben nicht den Eigenschaften des Lichts eine Definition, sondern dem, wie wir diese wahrnehmen und verspüren. Die Philosophie dagegen macht keinen Unterschied zwischen dem Wahrnehmbaren, und daher Erkennbaren, und dem nicht Wahrnehmbaren und daher nicht Erkennbaren. Sie urteilt über den Schöpfer selbst, ohne zu verstehen, dass ohne die Erkenntnis Seiner Eigenschaften im Inneren der Kelim, so, wie es die Kabbalisten empfinden, jede Definition a priori falsch sein muss.

Das Hauptprinzip der Kabbala lautet: „Dem Unerkannten geben wir keinen Namen“, wobei unter einem Namen der Beginn einer Erkenntnis verstanden wird. Wenn wir etwas einen Namen geben, dann bedeutet dies, dass wir eine gewisse Eigenschaft erkennen, einen bestimmten Bezug zu uns. So ist es auch in der Kabbala - das im seelischen Gefäß erkannte höchste Licht, die Wahrnehmung der Höchsten Lenkenden Kraft (die des Schöpfers), ihrer Handlungen, wird in der Wissenschaft der Kabbala in allen Details und Einzelheiten von Experiment und Analyse nicht weniger genau dargelegt als die Erkenntnisse im Materiellen.

Erkenntnisse der Kabbala sind genauso klar, wie in der materiellen Welt und können gemessen, wiederholt, an die anderen weitergereicht und nachgeahmt werden. Kabbala ist eine rein experimentelle und praktische Wissenschaft, zu deren Kenntnissen nur das gehört , was bereits von Versuchen bestätigt wurde.

Philosophie setzt sich eine Durchführung von Experimenten überhaupt nicht als Aufgabe. Sie ist eine rein theoretische Wissenschaft, deren Thesen per Defininition nicht auf experimentellem Wege geprüft werden können. Aus diesem Grunde ist es so gefährlich, ihre Theorien in der Praxis anzuwenden, weil es unumgänglich zu schweren Folgen führen wird, wie es in Russland im Laufe von 70 Jahren geschah.

Das Spirituelle - eine Kraft, die nicht von einem Körper eingekleidet ist

Die Kabbala setzt das Spirituelle als in keiner Verbindung zu Zeit, Raum, Materie stehend, sondern als eine einfache, nicht von einem Körper eingekleidete Kraft, eine Kraft ohne Körper fest. Somit ist das Spirituelle eine Kraft in Idealform. Nicht ihre Auswirkungen (weil es sich in diesem Fall bereits um die Materie handeln würde, auf die sie einwirkt), und schon gar nicht die Ergebnisse dieser Einwirkung, sondern die Kraft an sich ist es , welche sich in nichts von dem, was wir uns vorstellen können, auswirkt, offenbart.

Spirituelles Kli wird als eine Kraft bezeichnet

Wenn vom Spirituellen die Rede ist, dann wird als solches das spirituelle Licht gemeint. Das spirituelle Licht selbst befindet sich außerhalb des Klis, außerhalb des Sinnes- und Erkenntnisorgans, und ist daher ungreifbar, unerkennbar. Dieses Licht geht vom Schöpfer aus und ist dem Schöpfer gleich. Wir sind weder fähig, es zu erkennen, noch zu verstehen, und haben somit keine Grundlage, um ihm einen Namen und eine Definition zu geben. Deswegen ist die Bezeichnung „Licht“ metaphorisch und nicht wahrheitsgemäß.

Die Bezeichnung von „Kraft ohne Körper“ bezieht sich auf ein „spirituelles Kli“, und die in der Kabbala ermittelbaren Lichter berichten nicht vom Wesen der Lichter, sondern drücken lediglich die Reaktionen des Klis und dessen Eindrücke vom Zusammentreffen mit dem Licht in seinem Inneren aus. Als einen altruistischen, spirituellen Wunsch bezeichnen wir eine bestimmte Kraft, und die Reaktion dieser Kraft auf etwas auf sie Einwirkendes nennen wir Licht. Entsprechend dieser Definition ist das Licht bezogen auf das Kli dessen Erzeugnis. Dementsprechend wird nicht das Licht gemessen sondern wir messen die korrigierten Eigenschaften des Klis und bezeichnen sie dabei als Licht.

Nehmen wir an, das Kli hat sich zu 20% korrigiert, und empfindet sodann in diesen 20% seinen neuen Zustand, der in ihm als Ergebnis der Korrektur entstand. Diese neue Empfindung im korrigierten Willen nennen wir Licht. Somit wird als „Licht“ als die Empfindung eines korrigierten Willens bezeichnet, und die Empfindung eines unkorrigierten Wunsches wird als das „Dunkle“ bezeichnet. Ob sich dabei etwas füllt oder nicht, entgeht uns vollkommen. „Gefüllt“ und „geleert“ sind lediglich bedingt angenommene Termini, die das mit den Empfindungen des Kli Geschehende bezeichnen, wenn dieses Kli von eigenen, entweder korrigierten oder unkorrigierten, Empfindungen gefüllt wird.

Aus dem Gesagten wird sichtbar, wie subjektiv die Wahrnehmung des Menschen ist. Die Praxis zeigt, dass man bei Einpflanzung von Elektroden ins Gehirn des Menschen und Aussonderung verschiedener Signale auf diese, bei ihm unterschiedliche Visionen hervorrufen kann. Die von ihm dann erlebten Zustände werden für ihn absolut real sein. Es wird ihm scheinen, dass er schwimmt, fliegt oder etwas Ungewöhnliches sieht. Der Versuchsleiter weiß allerdings genau, dass sich dieser Mensch lediglich unter Einwirkung elektrischer Impulse befindet.

Kann man also nun die Realität von der Nichtrealität unterscheiden? Nein! Dem Menschen fällt es schwer, das zu akzeptieren. Vielleicht befinden wir uns auch jetzt in einem tiefen Schlaf, und es scheint uns nur, dass wir leben, dass wir verschiedene Aktivitäten ausüben, usw. Oder vielleicht glauben wir nur, dass dieser tiefe Schlaf lange dauert? Wir haben nichts, womit wir das vergleichen können, woran wir das messen können, weil wir keine gegensätzliche Eigenschaft als Ausgangspunkt haben.

Kabbala benennt die Dinge immer beim Namen, und bestimmt, äußerst genau, in welchem Zustand wir uns befinden. Ohne etwas zu verheimlichen, ohne abzuschweifen, sagt sie uns, dass wir nur das empfinden, was wir empfinden, und zwar nur das, was sich in uns befindet. Wir können niemals sagen, in wie weit unsere Empfindungen wahr oder falsch, objektiv oder subjektiv sind.

So ist die wahre und wirklich wissenschaftliche Basis für Ausführungen über unser Wesen und unsere Empfindungen. Von ihr Abstand nehmend, kann man leicht allerlei absolut unprüfbare philosophische Erwägungen für bare Münze nehmen.

Alles, was es im Menschen gibt, sind seine Eigenschaften und die Eindrücke von diesen. Dieses Prinzip wird in der Kabbala durch die Formel ausgedrückt: „Jeder Kritisierende kritisiert gemäß des unkorrigierten Zustandes seiner eigener Eigenschaften, aber jeder Rechtfertigende rechtfertigt gemäß deren Korrektur“. Dasselbe beobachten wir in unserer Welt und können nur empfinden, verstehen, annehmen, was wir in uns bereits selbst angehäuft, verspürt, angenommen und verstanden haben. Alles ist nur in den inneren Eigenschaften des Empfängers begründet.

Subjektivität und Relativität sind allumfassend, weil sie von der primären Eigenschaft des Klis ausgehen. Als das Licht das Kli erschuf und diesem die eigenen Eigenschaften verlieh, begann dieses, auf das Licht ausgehend von zwei Parametern zu reagieren: den eigenen Willen zu genießen und den Willen, dem Licht gleich zu werden. Das Kli ist so erschaffen - egoistisch, das Licht als Genuss empfindend. Es empfindet einen Genuss, oder Mangel daran. Das Licht selbst empfindet es aber nicht, weil das Licht das Kli nicht dazu erschaffen hat, das Erstere zu empfinden, sondern dazu, es als Genuss zu empfinden. Daher wissen wir nicht, was das Licht ist - wir wissen nur, dass es uns Genuss gibt.

In der spirituellen Welt ist die Verbindung zwischen dem Licht und dem Kli vollkommen klar und offensichtlich. Zwischen den Welten aber - zwischen der altruistischen Lenkung und der egoistischen Lenkung, zwischen der altruistischen und der egoistischen Materie - besteht laut Kabbala keine Verbindung.

Gefäß und Licht

Das Licht ist der Eindruck des Klis von der Empfindung einer gewissen scheinbaren Füllung. In Wirklichkeit ist diese Füllung aber nur die Empfindung des Wunsches. Diese Empfindung bezeichnen die Kabbalisten als das Licht. Die Wahrnehmung dieses Eindrucks im Gefäß, eine solche Erkenntnis wird als „Materie und Form vereint“ bezeichnet, weil der Eindruck die „Form“ ist, und Kraft die „Materie“. Aber das dabei im Gefäß entstehende Gefühl der Liebe wird als „Form ohne Materie“ bestimmt.

Die in Materie eingekleidete Form ist das Licht, der Genuss, welcher in der Materie verspürt wird. Form ohne Materie ist die Empfindung der Liebe. Davon ausgehend, was Er für mich tut, verstehe ich, dass Er mich liebt, weil ich Ihn liebe. Liebe, die von dem Geschenk soweit gelöst wurde, als ob sie niemals in ein konkretes Geschenk gekleidet gewesen wäre und die lediglich eine abstrakte Bezeichnung darstellt - die Liebe der Höchsten Lenkenden Kraft - wird sodann als „Form ohne Materie“ bestimmt, und das auf der Grundlage der Tatsache, dass das Kli in sich den Genuss vom Schöpfer empfangen hat.

Betrachten wir, wie weit wir uns bei dieser Definition von der materiellen Realität entfernen. Der Mensch, der Wille zu Empfangen, empfindet in sich ein Gefühl, einen Eindruck, welcher als der Genuss bezeichnet wird. Danach urteilend, trifft der Mensch die Entscheidung, dass derjenige, welcher in ihm dieses Gefühl hervorruft, ihn liebt. Das bedeutet, dass unabhängig von meiner Materie, unabhängig von der Empfindung des Genusses, welche er in ihr hervorruft, im Schöpfer das Gefühl der Liebe zu mir existiert.

Und das ist bereits die Form ohne Materie. „Er liebt mich. Weil er mich liebt, erschafft er mich, und ruft in mir das Gefühl des Genusses hervor“- das ist bereits eine absolut unbeweisbare, freie Vermutung, und wird daher als Form ohne Materie bestimmt.

Deren Erforschung bezeichnet man als das „Empfangen der Form“. Die Beziehung, die Zuneigung des Schöpfers zu sich wahrnehmend, den von Ihm erhaltenen Genuss empfindend, beginnt der Mensch die Bewegung zur Angleichung der Eigenschaften: „Ich will Ihm das Gleiche geben, was er mir gibt, und daher empfinde ich in mir das, was ich in Ihm vermute - ich werde Ihm ähnlich. Er bringt mir nur Gutes, und wenn ich versuche, es Ihm mit Gleichem zurückzuzahlen, werde ich fähig sein, Seine Beweggründe zu verstehen, Seine Gedanken, Seine Gefühle. Dann werde ich sagen können: „Er liebt mich tatsächlich, weil ich aus dem, was ich gebe, dasselbe Gefühl für Ihn entwickelt habe“. Aus der Ähnlichkeit eigener Eigenschaften verglichen mit denen des Schöpfers beginnt der Mensch, den Schöpfer zu verstehen.

Ähnliches existiert in unserer Welt. Es ist gar nicht so einfach, einen anderen Menschen zu verstehen - er verfügt über ganz andere Eigenschaften, Mentalität und Psyche. Wenn man aber beginnt, so zu handeln, wie er, dann werden mechanische Handlungen zum Verständnis der Art seines Denkens führen, zu dem, was die Voraussetzungen seines Handelns sind - und dann kann man beginnen, ihn zu verstehen.

Der Mensch, der keine Kinder hat, wird die Sorgen eines Vaters nicht verstehen. Bevor er nicht den Platz eines Vaters einnimmt, bevor er nicht eigene Kinder hat, wird er die Gedanken eines Vaters nicht verstehen, seine Sorgen, die Beweggründe seines Handelns. Um das zu begreifen, muss man so werden wie er und beginnen so zu handeln wie er.

Die Methodik der Erkenntnis des Schöpfers wird in der Kabbala als eine Methode der Angleichung bezeichnet - in dem Maße wie ich sie verstehe, in dem Maße wie ich so handle, wie der Schöpfer mir gegenüber agiert. Der Mensch braucht nicht zu philosophieren, sich auszudenken, wie der Schöpfer auf ihn einwirkt - er geht nur von dem aus, was er in sich aufdeckt.

Indem er im Maße seines eigenen Verständnisses die Einwirkungen des Schöpfers auf ihn aufdeckt, und seinerseits beginnt, auf den Schöpfer einzuwirken, beginnt er, Ihn zu verstehen. Das geschieht, weil sich der Mensch dem Bild angleicht, welches der Schöpfer in ihm aufkommen lässt.

Es ist nicht möglich, das Wesen des Schöpfers, Azmuto, zu begreifen - ich kann nur Sein Verhältnis zu mir, zum Menschen, erkennen. So eine Handlung wird in der Kabbala als der Erhalt der Form bezeichnet. Diese stellt sodann aber eine konkrete Erforschung dar, weil der Geist dieser Liebe tatsächlich in der Erkenntnis als ein vom Geschenk gelöster Begriff verbleibt, also als das Wesen des Lichtes.

Der Mensch beginnt, so zu handeln, wie nach seinen Begriffen der Schöpfer ihm gegenüber handelt. Er strebt danach, im Schöpfer das gleiche Gefühl hervorzurufen, wie dasjenige, welches der Schöpfer im Menschen hervorruft. So entsteht zwischen ihnen eine solche Verbindung, dass die Berechnung, wer wem gibt, aufhört. Der Sinn besteht nicht im Wesen des Geschenkes, sondern in dem, was sie einander mittels dieses als Genuss empfundenen Lichtes hervorzurufen versuchen.

Wir streben danach, einander zu sagen: „Wir lieben einander, und der Genuss, den wir im jeweils Anderen hervorrufen, ist lediglich eine notwendige Bedingung, um diese Botschaft „Ich liebe dich“ zu überreichen . Dann wird das von uns gegenseitig empfundene Gefühl der Liebe „Erkenntnis der Form“ genannt. Wir erheben uns über unserer Materie und dem in ihr Empfundenen, wohl verstehend, dass sowohl die Materie, als auch die Füllung in ihr nicht mehr sind, als eine notwendige uns verbindende Vorrichtung, ein Sender unserer Beziehung - der Liebe.

So geschieht der Übergang von der Materie zur Form der Materie, von ihr zur Form ohne Materie, zur Liebe - der Folge dessen, was die Materie empfindet. Diese Form begründet sich auf realer Handlung, die praktische Erfahrung voraussetzt, Messungen, Widerholungen usw., was in der Philosophie in keiner Weise vorhanden ist.

Materie und Form in der Kabbala

Ungeachtet der Tatsache, dass diese Liebe Ergebnis des Geschenkes ist, ist sie unschätzbar wichtiger als das Geschenk selbst, weil sie ihre Wertschätzung durch die Größe des Schenkenden erfährt, und nicht durch den eigentlichen Wert des Geschenkes. Das Geschenk selbst ist nur ein Mittel, ein Zeichen, eine Andeutung, um die Liebe auszudrücken. Je weniger Aufmerksamkeit dabei dem Wert des Geschenkes gewidmet wird, und je mehr der Beziehung zum Schenkenden, umso größer ist der Abstand zwischen dem Materiellen und dem Spirituellen. Es sind eben Liebe und die erwiesene Aufmerksamkeit, die diesem Zustand unendlichen Wert und Bedeutung verleihen. Daher löst sich die Liebe komplett von der Materie, die das Licht und das Geschenk darstellt, in solchem Masse, dass nur die Erkenntnis der Liebe übrig bleibt, und das Geschenk vergessen und scheinbar aus dem Herzen gelöscht wird. Es wird von der Botschaft verdrängt, dass der Schöpfer mich liebt.

Je nach Auswirkung des Schöpfers auf uns, beginnen wir uns ein Bild von unserem Verhältnis mit Ihm zu machen. Wenn der Mensch in die spirituelle Welt tritt, beginnt er, die unmittelbare Einwirkung des Schöpfers auf sich zu verspüren. Die Folge dieser Einwirkung verspüren wir als die Empfindung der Liebe

Um aber zu verstehen, was z.B. die Eltern für dich empfinden, musst du selbst zu einem Elternteil werden. In gleicher Weise muss der Mensch, um das Verhältnis des Schöpfers ihm gegenüber zu begreifen, selbst zum Schöpfer werden. Denn „Schöpfer“ ist derjenige, welcher einen Willen erschafft und ihn füllt, um diesem Willen, diesem Geschöpf Seine Liebe mitzuteilen. Die gleiche Handlung muss ein Mensch, ein Geschöpf, im Bezug auf den Schöpfer vollziehen - er muss im Schöpfer einen Willen finden.

Denn der Schöpfer begehrte mich zu erschaffen und mich zu füllen, mich genießen zu lassen. Das bedeutet, dass in Ihm ein Wille existiert, und ich mich an diesen Willen wenden kann. Ich kann mit diesem Wunsch, diesem Willen spielen, wie ein Kind mit der Liebe seiner Eltern zu ihm spielt. Oft bezeichnet man das Kind als das Familienoberhaupt, weil es, die Liebe seiner Eltern manipulierend, zum Wichtigsten in der Familie wird.

Auf eine ähnliche Weise kann man auch die Liebe des Schöpfers manipulieren - wenn er mich liebt, bedeutet das, dass er mich braucht. Folglich kann ich mich an diese seine auf mich bezogene Eigenschaft wenden, und mit ihm arbeiten: „Du liebst mich und willst, dass ich genieße? Ich werde genießen, wenn DU Genuss von mir erhalten wirst. Ich werde genießen, wenn ich Dir ähnlich werde, wenn du mich so machst wie Du“.

Seine Liebe zu mir ist Seine primäre Eigenschaft - er ist gut und tut Gutes. Diese Eigenschaft hat ihn dazu gezwungen, und genötigt, mich zu erschaffen. Dadurch, dass ich mich richtig seiner Ureigenschaft, der Liebe, anpasse, kann ich mit mir und ihm alles tun, was ich will

In meinen Händen befindet sich Seine Haupteigenschaft, Grundlage und der Beginn von allem – die Liebe zu mir. Mich dieser Eigenschaft widmend, kann ich Ihn zwingen, mich zu verändern, zu berichtigen, mich so zu machen wie Er ist. In der Kabbala wird diese Situation mit dem Ausdruck beschrieben: „Meine Söhne haben mich besiegt“.

Um den Menschen herum hat der Schöpfer scheinbar andere Geschöpfe erschaffen. Dies tat er, damit scheinbar ungeachtet ihrer Einwirkung, ungeachtet dieser Störungen, der Mensch zur Schlussfolgerung gelangt, dass der Schöpfer auf ihn einwirkt, weil er entgegen des heutigen egoistischen Ansatzes des Menschen ihn ans Ziel führen will.

Je mehr der Mensch seinen Egoismus korrigiert, desto klarer sieht er, dass sich in allem ihn Umgebenden nur der Schöpfer befindet, und es niemanden anderen gibt. Sich an alle mit Liebe wendend, sieht er, dass er sich an den Schöpfer wendet, und dass alles, was sich um in herum befindet, Folge seiner mangelnden Perfektion, und des noch nicht korrigierten Zustandes seines Klis ist. Im Maße seiner Korrektur sieht er, dass die ganze Welt um ihn herum zu einer einzigen Kraft verschmilzt, zu einem einzigen Willen, der als der Schöpfer bezeichnet wird.

Alles, was sich um den Menschen herum befindet, ist für ihn erschaffen, mit dem Ziel, dass es zur Einigung von all diesem zu einem einzigen Willen, genannt Schöpfer, kommt. Aufgrund seines Klis, das sich noch im unkorrigierten Zustand befindet und der Unmöglichkeit, das Gegenteil zu behaupten, deutet er alles um ihn Geschehende als selbstständig existent. Es steht nicht im Zusammenhang mit dem Schöpfer und scheint über einen eigenen Willen und eigene Wünsche zu verfügen. Er beginnt, den Menschen, Staaten und der Gesellschaft eigene Fähigkeiten zuzuschreiben und glaubt, dass diese objektiv, frei und selbständig sind.

Warum schreiben wir unserer Materie solche Eigenschaften zu? Weil wir uns selbst in diesem Zustand befinden. Indem der Mensch jedoch seine Eigenschaften korrigiert, empfindet und sieht er, dass sich in ihm ausschliesslich der Schöpfer befindet und tätig ist. Natürlich wird er ebenso beginnen, dies in den anderen zu sehen, und wird aufhören, sie für selbstständig handelnd zu halten.

Schwierigkeiten und Durcheinander entstehen dann, wenn der Mensch noch nicht im Stande ist, die korrigierten Eigenschaften von den unkorrigierten zu unterscheiden. Sie begleiten ihn bis zu seinem Eintritt in die spirituelle Welt. Erst dann beginnt er, beide Zustände zu begreifen - sowohl diese Welt, als auch die spirituelle.

Alle unsere Bewegungen bauen sich auf unseren Empfindungen auf. So wie wir in dieser Welt nach unseren Empfindungen handeln, so tun wir es auch in der spirituellen Welt. Wir haben keine anderen Instrumente als unsere Gefühle, Eigenschaften oder Gedanken. Im Spirituellen haben sie eine klare Proportionalität, die Möglichkeit, uns wissenschaftlich und praktisch das Ergebnis aufzuzeigen sowie dessen Grund und Folge. Daher gibt es in der spirituellen Erkenntnis nichts Verhülltes oder nichts bis zum Ende Erkanntes, wie es das in unserer Welt gibt. Im Spirituellen begreift der Mensch entweder Alles, oder Nichts - Null oder Eins.

In unserer Welt allein existieren Vermutungen, Andeutungen und Halbtöne. In der spirituellen Welt besteht jede Stufe aus fünf Teilen und wird von fünf Lichtern gefüllt. Es kann weder etwas weniger, noch etwas mehr von ihnen geben. Es sind immer fünf Teile, nur gefüllt von unterschiedlichen Lichtern.

Die Welten Azilut, Brija, Ezira, Asija

Es existieren fünf Erkenntnisformen:

· Materie

· Form in Materie

· Abstrakte Form -

· Form ohne Materie

Materie ist der Wille.

Form in Materie - die Empfindung des Genusses.

Abstrakte Form - Erzeugnis der Form in Materie

Form ohne Materie - Empfindung der Liebe.

In dieser Liebe unterscheidet man vier Stufen, die den Stufen der menschlichen Liebe ähneln.

Wenn der Mensch zum ersten Mal ein Geschenk erhält, ist er noch nicht bereit, den Schenkenden zu lieben, und er ist es umso weniger, wenn es sich um eine wichtige Person handelt, die dem Geschenkempfänger nicht ebenbürtig ist. Wenn man von jemandem ein Geschenk erhält, mit dem man auf gleicher Stufe steht, entstehen keine Probleme. Der Mensch versteht die Motive des Handelns des Anderen - sein Freund wollte ihm etwas Gutes tun, und er selbst will nun auch dem Freund etwas Gutes tun.

Probleme entstehen, wenn das Geschenk von jemandem Wichtigen, Bedeutenden kommt, umso mehr, wenn es vom Schöpfer stammt. Es ist sehr schwer, einzuschätzen, wozu er dies tut, was er damit erreichen will, was er vom Menschen will. Es entwickelt sich jedoch bei der Vergrößerung der Menge der Geschenke und bei deren ständigem Überreichen die Empfindung, dass man auch eine wichtige Person als gleich wahrnehmen, und infolgedessen sie lieben kann.

Der Schöpfer ist unendlich viel größer als das Geschöpf, ungeachtet der Tatsache, dass Er sich verhüllt. Wenn er sich als Genuss gebend offenbart, dann ist das immer die höchste Stufe. In diesem Fall wird ein endloser Abgrund empfunden: der eine ist der Gebende, der andere der Empfangende. Der Schöpfer ist vollkommen, ewig, und der Mensch befindet sich ganz und gar in einem entgegengesetzten Zustand.

Wie kann man sich in einem solchen Zustand befindend, das Geschenk annehmen, es verwirklichen? Wie kann ich es erreichen, dass mich dieses Geschenk nicht vollkommen niedergegeschlagen macht, mich nicht der Fähigkeit beraubt, mich weiterzubewegen? Das Geschöpf kann nichts tun - der Schöpfer muss sich erst dem Geschöpf nähern. Wie kann man aber den riesigen Abgrund überwinden, der Ihn von dem Geschöpf trennt? Denn sogar in unserer Welt existiert ein riesiger Unterschied zwischen den Stufen, wie zum Beispiel zwischen der tierischen und der pflanzlichen Stufe. Und der Unterschied zwischen zwei Stufen im Spirituellen ist immer unendlich - es ist ein völliger Bruch.

Dieser Spalt verschwindet allmählich dadurch, dass der Schöpfer das Geschöpf mit Geschenken überhäuft. Eben diese Handlung ist es, die den großen Schöpfer in den Augen des Geschöpfes so weit erniedrigt, dass sie Ihn scheinbar gleich machen kann. Nur in diesem Fall gleicht sich der Mensch scheinbar dem Schöpfer an, und kann beginnen, Liebe zu verspüren. Anders würden sie die Größe des Schöpfers und die Abhängigkeit von Vorzügen unterdrücken. Liebe wird nur unter Gleichen und Freien empfunden, wenn es zwischen ihnen keine anderen Beziehungen gibt, außer der Liebe zueinander.

Um eben „gleich“ zu werden (wobei die Natur des Geschöpfes und der Schöpfung dies nicht zulassen kann), vermehrt der Schöpfer die Menge der Geschenke. Gleichheit bedeutet die Abwesenheit von jeglichen Unterschieden, Auszeichnungen, Vorteilen, von Unterdrückung und Macht. Wir sind in nichts voneinander abhängig - nur dann tritt die Liebe zutage.

Dementsprechend werden vier Stufen der Liebe bestimmt:

1. das Beschenken heißt Welt Asija; wenn der Mensch beginnt, den Schöpfer wahrzunehmen, verspürt er von Ihm kommenden Genuss

2. die Vermehrung der Menge der Geschenke nennt sich die Welt Jezira;

3. die Offenbarung des Wesens der Liebe heißt Welt Brija. Hier beginnt das Studium der Form in der Wissenschaft der Kabbala, weil sich auf diesem Stadium die Liebe vom Geschenk löst. Denn die Welt Brija ist die Eigenschaft von Bina, das Licht Chasadim, während es in der Welt Jezira sowohl das Licht Chasadim als auch das Licht Chochma gibt. Das Licht entfernt sich aus der Welt Jezira, weil es in der Welt Brija nur das Licht Chasadim gibt, und die Liebe bleibt ohne Antwort - es ist nur Liebe, Chasadim, Geben, ohne Geschenke.

4. nachdem die Liebe einen Versuch unternommen hat und die Form von der Materie endgültig gelöst hat, wenn die altruistischen Kelim vollkommen angepasst sind und im Zustand der Finsternis ohne das Erlangen des Lichtes Chochma, gewinnt der Mensch Kräfte, um sich auf die Stufe der Welt Azilut zu erheben. Auf dieser kehrt die Form zurück, und verwirklicht sich in der Materie, das heißt, dass das Licht und die Liebe gemeinsam wahrgenommen werden. Das bedeutet wiederum den Erhalt des Lichtes in den egoistischen Wünschen, mit der Absicht „für den Schöpfer“. Wenn das Geschöpf in der Welt Brija beginnt, sich dem Schöpfer in Hinsicht der Eigenschaften anzugleichen, dann wird es in seinen Handlungen in der Welt Azilut wie der Schöpfer.

Quelle der Seele

Alles Spirituelle wird von uns als eine vom Körper gelöste Kraft wahrgenommen, und hat daher keine materielle Gestalt. Es ist eine separate Eigenschaft und ist völlig von der materiellen Welt getrennt. Wenn aber das Spirituelle in keiner Verbindung zum Materiellen steht, auf welche Weise kann es dann Materielles erschaffen und in Bewegung versetzen? Mit anderen Worten - existiert Kontakt zwischen ihnen oder nicht?

Entsprechend der materialistischen Definition ist die Materie eine uns in unseren Empfindungen gegebene objektive Realität. Aus dieser Definition ist unklar, was die „objektive Realität“ ist, die Behauptung, dass sie sich uns in unseren Empfindungen darstellt ist aber wahr. Das, was wir jetzt empfinden, bezeichnen wir als materiell. Das aber, was wir nicht empfinden, bezeichnen wir aus unbestimmten Gründen als spirituell. Wenn man aber beginnt, etwas zu verspüren, was man zuvor nicht verspürt hat, zu welcher Kategorie soll man es dann rechnen - zum Spirituellen oder zum Materiellen?

Die Kabbalah unterteilt das Universum im Prinzip nicht in einen spirituellen und einen materiellen Teil ein. Sie spricht von Erkennbarem und Nichterkennbarem. Das, was ich heute in meinen Sinnesorganen erkenne, wird als „diese Welt“ bezeichnet, meine Welt, die von mir erkannte Welt und meine Stufe. Derjenige Teil, den ich noch nicht aufgedeckt habe, welchen ich aber, wie es die Kabbalisten erklären, aufzudecken verpflichtet bin, wird als von mir verhüllt bezeichnet - die „geheime“ Welt.

Bekanntlich kann die Materie eine Vielfalt an Formen annehmen, indem sie aus einem in den anderen Zustand übergeht. Einige von diesen Zuständen werden vom Menschen in größerem Maße wahrgenommen, die anderen in kleinerem. Wenn sich aber die Empfindungsorgane des Menschen verändern, wird sich auch seine Wahrnehmung der Materie verändern. In anderen Empfindungsorganen kann ein Gas, wie zum Beispiel die Luft, als eine Flüssigkeit empfunden werden, oder als ein harter Körper, so dass der Mensch sich so fühlen wird, als wäre er in Flüssigkeit getaucht, oder als würde er sich in einem harten Körper befinden.

Wenn man die Materie so weit erwärmt, dass das ganze Universum in den gasförmigen Zustand übergeht, - wird sie dann Materie bleiben? Wenn ja, wer wird es dann wahrnehmen können? Das Gesagte erlaubt die Schlussfolgerung, dass die Materie ein relativer Begriff ist, und sich nur auf einen bestimmten Beobachter bezieht, auf seine Eigenschaften bezogen, existiert. Wenn sich also die Eigenschaften des Beobachters verändern, wird sich in Bezug auf ihn die ganze Materie verändern.

Was die Materie an sich darstellt, ist uns unbekannt. Wir können nur eines über sie aussagen - es gibt etwas, das mit einer bestimmten Kraft auf unsere Aufnahmeorgane einwirkt und dabei entsprechende Bilder in unserem Gehirn entstehen lässt. Somit besteht die Materie für uns aus gewissen Kräften, die auf eine bestimmte Weise auf unsere Sinnesorgane einwirken. Kabbalisten, die in ihrem sechsten Sinnesorgan spirituelle Kräfte verspüren, sagen uns, dass diese die Kräfte, die Materie sind.

In Wirklichkeit existiert aber nur eine einzige Kraft, die in unseren Empfindungen und Vorstellungen zu Millionen und Milliarden einzelner Kräfte zerfällt. Diese Kräfte werden von uns in größerem oder kleinerem Maße wahrgenommen, abhängig von unserer Fähigkeit zu deren Aufnahme, Erkenntnis oder Kontakt mit ihnen. Das bestimmt das Vorhandensein einer Vielfalt an Objekten und Wirkungen um uns herum, welches uns das Bild unserer Welt zeichnet.

Tatsächlich besteht die Realität nicht aus unserer Welt und der der spirituellen Welt. Wir sind es, die eine allgemeine Kraft des Schöpfers in diese Erscheinungen aufteilen. Wir nehmen uns wahr als „ich, mich in einer von Beginn vorgegebenen Welt befindend“.

Kabbala schlägt ihrerseits eine andere Sichtweise auf die Welt vor: „ich als Kli gegenüber dem Licht, welches mich und die Empfindungen in mir erschafft“. Diese Herangehensweise erlaubt es, zu verstehen, dass entgegen der existierenden Vorstellung sich das Materielle nicht in der Hülle des Spirituellen darstellt. Somit kann man nicht durch das Materielle das Spirituelle beeinflußen.

Das einzige Mittel, welches erlaubt, auf das Spirituelle Einfluss zu nehmen, heißt Schirm und erscheint im Menschen unter Einwirkung der höchsten Energie, des höchsten Lichtes. Dabei kann man keine Prognosen bezüglich des Erhaltens eines Schirmes aufstellen. Der Mensch unternimmt Anstrengungen, und wird mit dem Geschenk eines Schirmes für seine Handlungen gewürdigt. Er erschafft ihn nicht selbst in seinem Inneren.

Es handelt sich um eine anti-egoistische Kraft, die dem Menschen die Möglichkeit gibt, auf die anti-egoistischen, altruistischen Kräfte des Schöpfers einzuwirken, mit ihnen im Maße der Ähnlichkeit zusammenzuarbeiten. Anderenfalls empfinden diese Kräfte nicht einander, sie befinden sich auf unterschiedlichen Ebenen, in unterschiedlichen Dimensionen.

Der Schirm füllt den Menschen mit der Beziehung zum Schöpfer. Der Schöpfer seinerseits ist von seiner Beziehung zum Geschöpf gefüllt - der Liebe. Wenn dann diese Empfindungen übereinstimmen, verschmelzen der Schöpfer und das Geschöpf miteinander. Im Ergebnis dieser Verschmelzung entsteht im Menschen die Empfindung der Stufe des Schöpfers - ein qualitativ neues Kli.

Kraft - Materie

Die Kraft ist an und für sich wahre Materie, nicht weniger real, als die gesamte restliche Materie unserer Welt, und obwohl sie nicht über eine Gestalt verfügt, die für die Wahrnehmung durch menschliche Sinnesorgane annehmbar wäre, vermindert diese Tatsache nicht ihren Wert.

Nehmen wir als Beispiel Sauerstoff und Wasserstoff, die in Urform unsichtbar für das Auge sind und weder Geruch noch Geschmack haben. Das heißt, im Bezug auf die Sinnesorgane des Menschen äußern sie sich überhaupt nicht. Sich aber auf bestimmte Weise verbindend bilden sie Wasser - eine sichtbare Flüssigkeit, die über Geschmack und Gewicht verfügt.

Wenn wir das Wasser anschließend auf ungelöschten Kalk gießen, wird das Wasser unmittelbar eingezogen, und die Flüssigkeit wird zu einem festen Stoff wie Kalk selbst. So werden chemische Elemente Sauerstoff und Wasserstoff, die an sich vollkommen unspürbar sind, aus einem gasförmigen und ungreifbaren zu einem festen Stoff, der von uns in seiner Form als endgültig empfunden wird.

Dementsprechend kann man dasselbe über die Kräfte aussagen, die in der Natur wirken. Normalerweise gelten sie nicht als Materie, weil sie keiner Wahrnehmungserkenntnis unterliegen. Andererseits sehen wir aber, dass die empfundene Realität - flüssige und feste Körper, die zweifellos in unserer reellen Welt erkennbar sind - sich bei Erwärmung in Gas verwandeln können, und ein Gas, das auf eine bestimmte Temperatur abgekühlt wird, kann wieder zu einem festen Stoff werden.

Man kann immer bis zum unerfassbaren Zustand eines jeden Stoffes gelangen, und von ihm wieder zum derberen oder festen Zustand kommen. Alle von uns empfundenen Bilder erwachsen auf Grundlagen, die zu verspüren unmöglich sind, und die nicht einfache für sich existente Materialien darstellen. Daher sind alle uns bekannten, in unserem Bewusstsein fixierten Bilder mithilfe derer wir Stoffe definieren, unbeständig und nicht kraft ihrer innewohnenden oder besonderen Eigenschaften existent. Ihre Form ist lediglich Derivat äußerer Faktoren, z.B. solcher wie der Temperatur. Indem man einen beliebigen Körper erwärmt oder abkühlt, kann man beobachten, was mit ihm auf einer weniger greifbaren oder mehr spürbaren Stufe geschieht.

Folglich ist das Wesen der Materie die Kraft, die in ihr eingeschlossen ist. Allerdings offenbaren sich die Kräfte uns gegenüber noch nicht von selbst, wie die chemischen Elemente es tun, sondern ihr Wesen wird sich erst in der Zukunft offenbaren, so wie auch die chemischen Elemente erst im Verlauf der letzten Jahrhunderte erforscht wurden.

Die Kabbala wird der Menschheit dabei helfen, aufzudecken, dass es keine Materie als solche gibt. Schon heute kommen die Wissenschaftler in ihren Erforschungen zu dieser Erkenntnis: Materie existiert nur in Relation zu uns, und ihre Gestalt wird durch unsere Wahrnehmung bestimmt. Jede Materie kann man im Bezug auf uns zu ihrer Wahrnehmung durch uns als fest, flüssig oder gasförmig bezeichnen. Man kann sie in einen plasmaförmigen oder für unsere Sinnesorgane komplett verschwindenden Zustand führen.

Alles hängt nur davon ab, wie wir auf sie einwirken, wie sehr wir versuchen, sie in die Zone der Nichtwahrnehmbarkeit zu verschieben. Dabei geschieht aber nichts mit der Materie - sie geht lediglich von einem Zustand in den anderen über, aber sie verschwindet nicht. Alles verändert sich nur bezüglich unserer Sinnesorgane, unserer Wahrnehmung. In Wirklichkeit existieren nur Kräfte, die für uns entweder überhaupt nicht sichtbar werden oder sich in Formen offenbaren, die wir wahrnehmen: plasmaförmig, gasförmig, flüssig oder fest.

Eine Kraft, die im Materiellen und im Spirituellen gleich ist

Alle Bezeichnungen, die wir den Stoffen ausgehend von den Bildern der Materie gaben, sind vollkommen erdacht. Alles, was wir empfinden und wahrnehmen: Gegenstände, Objekte, Kräfte, Wirkungen, Gedanken, Gefühle - all das nehmen wir wahr und empfinden es über unsere fünf Sinnesorgane. Daher sind diese Bezeichnungen subjektiv, ungenau, unbeständig und von allein nicht existent.

In dem Maße wie wir immer mehr in das Wesen der Dinge eindringen werden, werden sich diese Bezeichnungen verändern, das heißt, sie sind nicht absolut. Und wenn wir andere Empfindungsorgane hätten, würden wir die Welt ganz anders wahrnehmen, ihre Objekte ganz anders bezeichnen und wahrscheinlich dementsprechend auch andere Objekte empfinden, andere Kräfte und Wirkungen.

Andererseits wäre aber auch jede Definition, die wir einer reinen Kraft gäben, ihre Verbindung zur Materie verneinend, ebenso künstlich und erdacht. Und bis sich die Wissenschaft bis zu ihrer perfekten Form entwickelt, dürfen wir nur die konkrete Wirklichkeit in Betracht ziehen.

Heute empfinden wir uns selbst und das, was sich um uns herum befindet. Und obwohl uns sogar unser gewöhnliches Verständnis unserer selbst und der Welt davon überzeugt, dass wir nicht objektiv sind, dass unsere Wahrnehmung nicht absolut ist und unsere Bezeichnungen vorübergehend und ungenau, haben wir keine andere Wahl. Nur aus unseren Empfindungen heraus können wir Bezeichnungen geben.

Alle materiellen Handlungen, die wir sehen und empfinden, müssen wir in Verbindung mit dem sie Vollziehenden sehen, in Betracht ziehend, dass Er, genauso wie diese Handlungen, im Grunde aus Materie besteht. Und wenn das nicht wäre, gäbe es keine Möglichkeit der Erkenntnis.

Die Kräfte selbst, das heißt, die Spiritualität, erkennen wir nicht. Wir erkennen nur ihre Wirkungen und die Wirkung dieser Wirkungen. Dem geben wir eine Benennung. Und bevor wir nicht auf die Stufe dieser Kräfte hinaustreten, werden sich ihre Verkleidungen ständig verändern, und wir werden weder etwas Absolutes verspüren noch dem eine wahre Definition geben können.

Lichter und Gefäße

Weil die Kabbala eine reelle Wissenschaft ist, strebt sie nach realer Erkenntnis der Schöpfung, nach einer solchen, bei der es unmöglich wäre, eine Tatsache durch irgend eine schwere Frage zu widerlegen.

Was heißt „durch keine schwere Frage“? Nicht dass jemand etwas fragt, sondern es ist einfach eine reale Erkenntnis gemeint, wenn die Erfüllungen klar sind, die Wahrnehmung des Lichts in jedem, auch dem tiefsten, dem am meist korrigierten und dem vollsten Gefäß.

Als „Antwort“ wird das Maß der Fülle des Lichtes im Kli bezeichnet. Im 11ten Teil von Talmud Eser Sefirot lernen wir, was „Füllung“- Miluj- bedeutet. Als „Füllung“ wird nicht das bezeichnet, was das Kli tatsächlich füllt, sondern das, was die Füllung bestimmt - die Größe des Schirms. Sie wird als die „Füllung“ bezeichnet.

Die Kabbala spricht immer vom Wesen, vom Grund und nicht von der Folge. Das Spirituelle bestimmt sie als eine Kraft, deren Auswirkungen sowohl im Spirituellen, als auch im Materiellen sichtbar werden. Das Kli ist die Stärke des Willens, und die Füllung des Klis die Stärke des Schirms. Wenn also die Rede von der Füllung des Klis ist, so ist keineswegs die Qualität und Größe des Erfüllenden gemeint - eine solche Bewertung wäre subjektiv und nicht wahrheitsgemäß. Die Erfüllung wird von der Stärke des Schirms definiert. Dieses Maß ist absolut genau, weil es sich in diesem Fall um die Ursache handelt.

Das Licht gelangt ins Kli, der Schirm stößt es ab, vollzieht eine Messung, reagiert auf das Licht, lässt es ins Innere, und erst dann wird es als Erfüllung empfunden. Bezüglich der Charakteristik der Erfüllung aber spielt dieser Prozess keine Rolle. Denn das höchste Licht verweilt in absoluter Ruhe, es befindet sich ständig vor dem Schirm. Und alles, was geschieht, nachdem sich der Schirm gebildet hat, ist die natürliche Verarbeitung seiner Stärke, seiner Eigenschaft. Daher wird als „die Erfüllung“ der Schirm selbst bezeichnet, das in ihm Vorhandene: Reschimo de Aviut und Reschimo de Itlabschut.

Eben diese Erfüllung des Klis ist die Antwort auf die Frage. Die Frage wiederum bedeutet leere, noch nicht verwirklichte Reschimot, und ihre Erfüllung ist der Schirm, seine Eigenschaften. Die Erkenntnis, die Antwort auf die Frage, das Wissen - das ist eine ständige Erforschung, die Erkundung des Schirms. Dieser ist eine Reaktion auf die Reschimot, die im Menschen spontan auftauchen. Spontan bedeutet unabhängig von ihm. Sie treten im Menschen entsprechend der Stufe seiner Entwicklung hervor.

Es tritt ein Reschimo hervor , und der Mensch erarbeitet einen Schirm dafür. Er muss nur diesen Schirm erschaffen , und damit erzielt er eine unmittelbare Erfüllung. Das darauf folgende Reschimo erfordert einen weiteren Schirm. Alle Reschimot treten in kausaler Reihenfolge hervor, und jedes Darauffolgende ist tiefer als das vorhergehende. Folglich stellt jeder neue Schirm eine tiefere Erfüllung dar, als der vorhergehende, sowohl qualitativ als auch quantitativ. Dadurch unterscheiden sich die spirituellen Stufen untereinander.

Das Vorhandensein von Fragen bedeutet die Existenz unverwirklichter Reschimot. Die Verwirklichung dieser besteht in der Findung eines Schirms für sie, d.h. sie versucht durch sie eine Verbindung mit dem Schöpfer zu finden. Darin besteht die Antwort auf jede Frage, die in uns aufkommt. Alle diese Fragen resultieren nur aus der Offenbarung des Schöpfers in uns. Diese Tatsache ist das Einzige, das dem Kli im Prozess seiner Erfüllung unklar ist.

Das ganze Universum besteht aus dem Gefäß -Willen und dem Licht -Genuss. Vor der Entstehung des Geschöpfes gibt es die Begriffe „ Licht“ und „Gefäß“ noch nicht, das heißt, den Unterschied zwischen der Kraft, welche den Willen gebiert, und dem Willen selbst, zwischen der künftigen Erfüllung und dem Willen dazu. Die Entstehung einer Unterscheidung zwischen dem vom Schöpfer ausgehenden Licht und der Hülle darum, dem Willen, markiert die Geburtsstunde eines Gefäßes und des Geschöpfes. Die Unterscheidung zwischen dem Gefäß und dem Licht offenbart sich bereits im ersten Geschöpf, welches sich von der höchsten Kraft abspaltet. Das erste Geschöpf ist erfüllter und feiner als jedes weiter darauf folgende. Seine Erfüllung erfährt es aus dem Wesen der höchsten Kraft, welche das Erstere mit Genuss zu füllen begehrt. Dieser Genuss soll aus der Erkenntnis des Erfüllenden resultieren. Als Maß für die Messung des Genusses gilt der Wille dazu, diesen zu empfangen.

Das Licht selbst können wir nicht messen. Wir messen es anhand der Größe des Gefäßes, und die Größe des Gefäßes stufen wir nach dem Maße der Schöpferähnlichkeit ab. Dabei nehmen wir dasjenige Licht, welches sich im Schöpfer befindet, als das Ideal an, weil es aus Seiner absoluten Liebe generiert wird. Wenn also ein Kabbalist von dem Licht spricht, welches ihn erfüllt, spricht er nicht von dem Licht selbst, sondern von der eigenen Schöpferähnlichkeit, von der eigenen Liebe zu Ihm; davon, wie weit seine Eigenschaften mit den Seinigen übereinstimmen und wie ähnlich ihre Verhältnisse zueinander sind. Durch dieses Maß der eigenen Ähnlichkeit mißt er das ihn erfüllende Licht. Das heißt, er mißt das Licht am eigenen Kli, am eigenen Willen zum Schöpfer.

Wenn nun also das Kli dem Licht gleichwertig ist, braucht man zur Messung des Lichtes nicht das Licht selbst, weil das Maß der Korrektur des Klis ein qualitativer und quantitativer Parameter der Messung des Lichtes ist. Das gleiche Funktionsprinzip haben auch die Messgeräte in unserer materiellen Welt. In ihnen wird die Anstrengung gemessen, die notwendig ist, um irgendeine äußere Einwirkung auszubalancieren. So wird immer nur das Kli und nicht dessen Erfüllung gemessen.

In der Kabbala ist dieses Prinzip noch stärker ausgeprägt. Als Licht wird in der Kabbala nicht wie in unserer Welt der Erfüllende selbst bezeichnet, sondern die Empfindung der eigenen Schöpferähnlichkeit durch das Kli. Das Kli will sich Ihm angleichen, und das Maß seiner Korrektur ist der Genuss, die Erfüllung. Zum Licht wird nicht etwas, was es füllt, sondern seine eigene, neue, angelernte Eigenschaft. Sie wird als das Licht bestimmt, welches das Kli füllt. Deswegen kann man davon sprechen, dass das Kli in der Lage ist, es zu messen.

Als Basis für die Messung des Genusses gilt der Wunsch, diesen zu empfangen. Das, was der Willen mehr begehrt, wird von ihm bei der Erfüllung als größerer Genuss verspürt. Deswegen unterscheiden sich im ersten Geschöpf, im Willen zu Empfangen zwei Kategorien:

1. das Wesen des Empfangenden - der Wille zu Empfangen, der Körper der Schöpfung, die Basis seines Wesens, das Gefäß des Empfangens der Güte.

Mit anderen Worten ist es der Urwille zu genießen.

2. das Wesen des Empfangenen - das Wesen der empfangenen Güte, das Licht des Schöpfers, das immer an die Schöpfung ausgeht.

Dabei ist das Licht eine äußerst innere, innige, sehr subjektive und ausschließlich im Bezug auf das Kli existierende Kategorie. Nur mittels eines Klis erkennen und definieren wir sie.

Das ganze Universum ist eine Komposition - jedes seiner Teile besteht immer aus diesen zwei Eigenschaften, die einander durchdringen. Der Grund dafür besteht darin, dass es im Wesen der höchsten Kraft keinen Willen zu empfangen gab, der aber unbedingt im Geschöpf vorhanden ist. Daher wird das Letztere als „Geschöpf“ bezeichnet - etwas, was es nicht in der höchsten Kraft gibt.

Die vom Geschöpf empfangene Erfüllung ist Teil des Wesens der höchsten Kraft. Sie wahrzunehmen ist nur in dem Maße möglich, wie wir diesem Wesen ähnlich sind. Deswegen existiert ein riesiger Abstand zwischen dem neu erschaffenen Körper und der empfangenen Erfüllung, welche dem Wesen der höchsten Kraft ähnelt.

Um dem Kli, dem Geschöpf, eine wahrhaftige Empfindung von dem, was es erfüllt, zu verschaffen, musste der Schöpfer das Wesen des Geschöpfes der eigenen Natur entgegensetzen, und das Wesen der Erfüllung der eigenen Natur angleichen. Diese Anfangsbedingungen haben das Ergebnis vorbestimmt: der kausale Schöpfungsprozess konnte auf keinem einzigen Stadium anders verlaufen. Es konnte kein anderes Geschöpf entstanden sein, denn sonst wäre es nicht möglich, das Kli und das es erfüllende Licht zu bestimmen.

Das Geschöpf beginnt, dasjenige Etwas, was es bekommt, wahrzunehmen. Dann, im Verlauf der Erkenntnis der Welten Assija, Jezira, Brija und Azilut, beginnt es zu spüren, dass es dieses Etwas von Jemandem erhält. Dann beginnt es zu spüren, von wem genau es empfängt - vom Großen, Gebenden und Liebenden, das heißt, es beginnt zu spüren, dass der Grund für die von ihm empfangene Güte die Liebe ist.

Die Anzahl der Geschenke, die das Geschöpf erhält, vergrößert sich ständig, sie häufen sich, und mit ihrem ständigen Eintreten beginnen sie, die Größe des Gebenden herabzumindern. Das ist notwendig, damit eine gewisse Gleichstellung zwischen dem Schöpfer und dem Menschen erreicht wird und somit eine gewisse Form des Kontakts ermöglicht werden kann. Denn im Ergebnis der Vermehrung der Geschenke vermindert sich die Größe des Schenkenden in den Augen des Geschenke Annehmenden - der Gebende nähert sich ihm.

Man kann sich dieser Regression Seiner Größe widersetzen, Ihn sich weiterhin als groß, einzig und allein vorstellen, doch glaubt der Mensch Ihm bereits nahe zu sein. Diese Nähe entstand durch die Äußerung Seiner Liebe zum Menschen, das heißt, dank Seiner Eigenschaft der Liebe, und nicht dank der Eigenschaft der Größe und Einzigkeit.

So ruft Seine Annäherung an den Menschen nicht die Herabsenkung Seines Zustandes hervor, sondern ermöglich nur einen Kontakt mit Ihm. Er nähert sich dem Menschen nur in einem Zustand. Alle seine anderen Eigenschaften verbleiben auf der bisherigen, noch unerreichbaren Stufe. Denn wenn Er vollkommen auf das Niveau des Menschen hinabsteigen würde, würde Letzter beginnen, sich ihm gegenüber mit Geringschätzung zu verhalten. Die Annäherung des Schöpfers an den Menschen auf der Basis Seiner Eigenschaft der Liebe ruft im Menschen dagegen ein Gefühl der Liebe hervor. Ist nun dieses Gefühl der Liebe die Füllung des Klis?

Die Füllung des Klis auf jeder Etappe seiner Entwicklung ist die Wahrnehmung des Schöpfers, oder das Verhältnis des Kli zum Schöpfer, das heißt, der Schirm. Dieser ist auf jeder Stufe anders. Es hängt davon ab, was genau das Kli für das Wichtigste in seinem Verhältnis zum Schöpfer erachtet. Die größte Erfüllung ist die Schöpferähnlichkeit, das heißt, die Erkenntnis der Liebe zum Schöpfer, die in ihrer Wucht, in allen ihren Erscheinungsformen jener Urliebe des Schöpfers zu den Geschöpfen gleicht, welche der Grund für die Erschaffung der ganzen Schöpfung war. Das ist die letzte Erfüllung, die wir erfahren.

Hinzu kommt die Erkenntnis des Schöpfers- „aus den Wirkensweisen des Schöpfers erkenne ich Ihn“. Dies ist die nächste, höhere Stufe, welche als die Verschmelzung bezeichnet wird. Diese höchste Erfüllung ist das Ziel unseres Weges. Es ist nicht nur die Liebe, sondern auch die Erkenntnis des Liebenden, ausgehend von der Liebe.

In diesem Kontext ist die Liebe - der Wille, den Geliebten zu füllen, sich mit Liebe zu ihm zu erfüllen, ihm gleich zu werden, seinen Willen im Bezug auf mich zu erfüllen, mich mit ihm in Wünschen und Erfüllungen zu vereinigen. Alle Eigenschaften des Klis werden dabei mithilfe eines Schirmes vollkommen mit Licht ausgefüllt, sodass jegliche Unterschiede zwischen dem Kli und Licht verschwinden.

Beim Unterscheiden zwischen der Liebestat und der Erfüllung kann man die folgende Definition geben: als Liebestat wird eine solche Tat bezeichnet, wenn der Mensch kraft seiner Liebe fremde Wünsche nimmt, und sie so erfüllt, als wären es seine eigenen. Daher erschafft der Schöpfer diese Wünsche, von seiner Liebe zu Geschöpfen ausgehend, und erfüllt sie. Eben diese Empfindung ihrer schließlichen Erfüllung bestimmt Seine Liebe von Beginn.

Wie das Spirituelle das Materielle erzeugen kann

Wenn man das Spirituelle als nicht mit dem Materiellen verbunden betrachtet, fällt es einem schwer zu verstehen, wie es das Materielle erzeugen und unterhalten kann. Nimmt man jedoch die Erkenntnisse der Kabbalisten als Grundlage, so sagen diese, dass jede spirituelle Eigenschaft vollkommen der entsprechenden materiellen Eigenschaft gleicht. So wird offensichtlich, dass sie einander nah sind, und der ganze Unterschied im Baustoff besteht: das Spirituelle besteht aus dem spirituellen Baustoff, aus der spirituellen Materie, und das Materielle - aus dem materiellen Baustoff. Alle Eigenschaften aber, die im spirituellen Baustoff wirken, haben aber auch Effekt im materiellen Baustoff.

Zu unterschiedlichen Zeiten existierten in der gedanklichen Verbindung zwischen dem Spirituellen und dem Materiellen drei fehlerhafte Behauptungen. Die erste davon besteht in der Überzeugung, dass die Kraft des vernüftigen Denkens im Menschen sein Wesen ausmacht und die Grundlage seiner Seele ist. Diese Theorie, an welche sich einst die Philosophen hielten, hat längst aufgehört zu existieren.

Entsprechend der Kabbala besteht das Wesen des Geschöpfes im Willen, und die Vernunft ist dabei lediglich ein Hilfsmechanismus an der Seite des Willens. Wissen liefert die Erfüllung unseres künstlichen Klis, welches wir neben der Seele, neben dem Willen erschaffen. Weil wir etwas begehren, bilden wir ein gewisses Hilfssystem, welches uns dabei hilft, diesen Willen zu erfüllen. Dieses System heißt die Vernunft.

Die Verkleinerung oder Vergrößerung der Wünsche führt zu entsprechendem Schrumpfen oder zur Erweiterung der Vernunft. Wenn dem Menschen mehr Leiden gegeben werden, zwingen ihn diese dazu, ein besseres System zur Lösung der Aufgabe aufzubauen um diesen Leiden zu entfliehen.

Die zweite fehlerhafte Behauptung lautet, dass der Körper die Fortsetzung und das Resultat der Seele ist. In Wirklichkeit ist aber unser biologischer Körper in keiner Weise mit der Seele verbunden. Der Körper wächst, stirbt ab, an ihm kann man die Implantation fast aller Organe durchführen - solches steht in keiner Verbindung zur Seele und wirkt sich überhaupt nicht auf sie aus. Die Seele durchläuft ihre eigenen Veränderungen.

Die dritte fehlerhafte Vorstellung besteht im Glauben, dass die spirituellen Wesen einfach und nicht zusammengesetzt sind. Die Kabbala behauptet, dass zu Beginn ein einziges Geschöpf erschaffen wurde - das Kli, unterteilt in fünf Abstufungen: Keter, Chochma, Bina, Zeir Ampin und Malchut. Diese Abstufungen sind vom Licht NARANCHAJ erfüllt. Dann geschah das Zerbrechen dieses Gefäßes in Dutzende, Hunderte und Milliarden von Teilen. Das heißt, das spirituelle Wesen bleibt zusammengesetzt - auf diese Weise offenbart es sich im Bezug auf uns. Vom Wesen selbst können wir nicht sprechen. Wir können nur darüber etwas aussagen, wie wir es begreifen, erkennen, wahrnehmen, erforschen und bestimmen.

Alle diese fehlerhaften Vermutungen wurden durch die materialistische Psychologie zerstört. Das hat das Durcheinander beseitigt, welches diese Theorien in die Köpfe der Menschen gebracht haben und ihnen erlaubt hat, sich der realen Erkenntnis der höchsten lenkenden Kraft mithilfe der Kabbala zuzuwenden.

Heute gelangte die Wissenschaft zur Schlussfolgerung, dass die Resultate ihrer Erforschungen in bedeutendem Maße von der Persönlichkeit des Forschers abhängig sind und von seinen Eigenschaften. Resultate, die mithilfe eines jeden, des ausgeklügeltsten, und größten Gerätes gar von der Größe einer ganzen Galaxis gewonnen werden, analysiert und bewertet noch immer derjenige, der diese Ergebnisse abliest - der Mensch. Und zwar bewertet er sie nur im Bezug auf sich - außerhalb seiner selbst kann er nichts bewerten. Mit anderen Worten erforscht der Mensch alles, was er erforscht, nur im Inneren seines Klis. Daher ist jede unsere Erkenntnis subjektiv.

Dasselbe kann man über unsere spirituelle Welt aussagen. Unser Wille ist in fünf Teile unterteilt. Das, was wir in diesen fünf Teilen verspüren, sind die Gegebenheiten, die das Bild unserer Welt bestimmen. Alles, was sich außerhalb unseres Klis befindet, sind wir nicht in der Lage zu erkennen. Lichter, die angeblich außerhalb des Klis existieren sollen, werden vom Kli selbst wahrgenommen, das heißt in seinem Inneren. Außerhalb des Klis kann man nichts wahrnehmen, weil sich alle unseren Eindrücke in innere und äußere unterscheiden. Das geschieht so, weil unser Kli, unsere Seele aus zwei unterschiedlichen Teilen besteht: Galgalta Einaim und Achap. Es gibt in ihr auch einen mittleren Teil, einen Teil unkorrigierter Wünsche - Wünsche, die einer Selbstrestriktion unterliegen, Wünsche, die sich noch in der Macht der Klipot befinden usw.

Unser Kli ist sowohl hinsichtlich seiner Eigenschaften, als auch seiner Korrekturwege zusammengesetzt, deswegen verspüren wir in ihm auch so unterschiedliche Details und Eindrücke. Es erscheint uns, als ob auch die uns umgebende Welt zusammengesetzt ist. In Wirklichkeit jedoch umgibt uns nichts - es ist einzig unsere innere Empfindung. Wir unterscheiden in der uns umgebenden Welt sieben Grundfarben, sieben Geräusche, und all das unterteilt sich in eine Vielfalt an Nuancen. Unser Kli ist auf eine solche Weise erschaffen, dass wir einen Gesamteindruck in eine Vielfalt von unterschiedlichen Sondereindrücken zerlegen. Trotz allem sind es alles innere Eindrücke.

In einen inneren und einen äußeren Teil unterteilt erschafft unser inneres Kli in uns eine Empfindung der Existenz eines inneren und eines äußeren Lichtes. Inneres Licht ist für uns dasjenige Licht, welches das Kli in sich aufnehmen kann, womit es sich von Pe bis Tabur füllen kann nach einer Handlung, die als eine Schlagvereinigung bezeichnet wird. Eben dieses Licht empfindet der Mensch. Was empfindet er? Er empfindet, dass ein gewisser Jemand, mit dem er sich im Rosch des Parzuf vereinigt hat, ihn erfüllt, oder er selbst erfüllt diesen gewissen jemanden, oder sie beide erfüllen einander.

Das wird im Inneren eines Kli verspürt, im Toch des Parzuf. Derjenige Teil, in welchem sie noch nicht einander erfüllen, in dem sie noch nicht imstande sind, sich zu vereinigen, bleibt dabei draußen und wird als das umgebende Licht bezeichnet (Or Makif). Dieses umgebende Licht wird allerdings nur im Bezug auf das Sof des Parzuf so verspürt, weil in dem Moment, wo das Sof korrigiert wird, dieses ganze Licht als Inneres Licht aufgenommen wird.

Ein Kli entsteht dann, wenn es fähig wird, in seinem Inneren Licht zu verspüren. Diese Fähigkeit zur Wahrnehmung des höchsten Lichtes erlangt das Kli wiederum dann, wenn es beginnt zu verstehen, dass es das Licht anders verspüren will - so, wie es an sich und in Wirklichkeit außerhalb des aufnehmenden Klis ist. Dieser Wunsch des Klis bedeutet aber nicht, dass es tatsächlich das Licht verspürt, welches sich draußen befindet. Ein anderes Verhältnis zu demselben Licht verwandelt es in äußeres. So geschieht das sowohl in unserer Welt als auch in der spirituellen.

Indem sich der Mensch verändert, verändert er sozusagen unsere Welt - er verändert die Wahrnehmung der Welt in seinem eigenen Inneren. Heute kann die Welt gut sein, morgen schlecht. Wenn wir die Möglichkeit hätten, unsere Sinnesorgane zu verändern oder auszutauschen, würden wir damit die Welt um uns herum verändern - wir würden sie anders wahrnehmen.

Ähnlich geschieht das in den höchsten Welten. Dort befindet sich das Kli aber in der Macht des Menschen, und es verändert sich ständig. Im Spirituellen verändert der Mensch tatsächlich mithilfe eines Schirmes die ihn umgebenden Welten, das heißt die Wahrnehmung des Schöpfers. Sowohl unsere Welt als auch die spirituelle Welt sind Nivellierungen der Empfindung des Erfüllenden, des Schöpfers. Daraus folgt, dass nur solches vom Menschen abhängig ist, welches er wahrnimmt.

Man sollte dem Wort „Welt“ stets die richtige Definition geben. „Welt“ ist der Eindruck, den ich von der Erfüllung erhalte. Daher besteht die ganze Schwierigkeit darin, den Erfüllenden maximal objektiv wahrzunehmen, ohne Abweichungsfehler.

Die Kabbala erforscht nicht den Schöpfer selbst, sondern Sein Verhältnis zum Erschaffenen, das heißt das Universum von dem Augenblick an, in dem im Schöpfer der Wunsch enstand, es zu erschaffen. Wir können nichts darüber aussagen, was vor dem Aufkommen dieses Wunsches existiert hat. Alles, was wir erkennen, erkennen wir im eigenen Kli, mit einer Art Sensor. Der Mensch urteilt nur darüber, was dieser Sensor in sich registriert hat, und auch das nur im Bezug auf sich selbst.

Wir sind sekundär. Der Schöpfer hat uns erschaffen, damit wir ihn auf eine bestimmte Weise wahrnehmen, und so nehmen wir ihn auch wahr. Er hat uns kraft seines Willens erschaffen, uns zu erfüllen und zu vergnügen - und nur in dieser Form nehmen wir ihn auch wahr, anders können wir nicht.

Er gibt uns das Verständnis davon, dass er uns mit Absicht so erschaffen hat. Dieses scheinbar vom Schöpfer unabhängige Verständnis entsteht in uns aus Seinem Willen heraus, dass wir uns fühlen, als würden wir unabhängig von ihm existieren, frei in unseren Gedanken und Erkundungen. Das alles ist in Seiner Entscheidung über die Weise unserer Erschaffung eingeschlossen, und darüber, auf welche Weise diese Eigenschaften, Wünsche und Gedanken in uns ins Leben erweckt werden sollen.

Alles geht unmittelbar von Ihm aus, auch das, was uns als gegen Seinen Willen gehend erscheint. Deswegen kann von nichts die Rede sein, was nicht vom Schöpfer entweder in Form eines Klis, oder in Form des Lichts ausgehen würde. Spekulationen darüber, was sich im Schöpfer selbst befindet, sind Phantasien, die sich auf keine reale Wahrnehmung stützen. Daher beschäftigt sich die Kabbala überhaupt nicht mit ihnen.

Als „Schöpfer“ wird der Wille bezeichnet, uns Genuss zu geben. So erkennen ihn die Kabbalisten. Er ist das Vollkommene, Höchste und Absolute und die Aneignung dieser Eigenschaften ist der allerhöchste Zustand. Das Erreichen dieses Zustandes wird von uns als der allerhöchste Genuss empfunden. Darin besteht eben der Wille des Schöpfers - wir sollen im Ergebnis unserer Veränderungen, Korrekturen, Angleichungen an Ihn diesen Zustand erlangen.

Unser Ziel ist es, uns hinsichtlich der Eigenschaften Ihm anzugleichen. Als „Schöpfer“ wird der Wille bezeichnet, uns Genuss zu bereiten. Wodurch? Dadurch, dass wir den allerhöchsten Zustand erreichen. Wenn wir also nach diesem allerhöchsten Zustand streben um Ihm Genuss zu bereiten, stimmen wir somit hinsichtlich der Eigenschaften mit Ihm überein, hinsichtlich des Willens und Seines Verhältnisses zu uns; wir erreichen Seine Position. Wir erklimmen die höchste für uns existierende Stufe. Offensichtlich existiert weiter darüber noch eine Stufe, aber diese können wir nicht wahrnehmen - wir sind in keiner Weise mit ihr verbunden, noch haben wir Bezug zu ihr. Denn wir wurden nicht von ihr erschaffen, sondern von der Stufe, dich sich in einer bestimmten Weise auf uns bezieht.

Darin unterscheiden sich grundlegend die Herangehensweisen der Kabbala und Philosophie. Die Kabbala führt nur bis zu dem Punkt Untersuchungen durch, bis zu welchem wir eine klare Erkenntnis in unseren Kelim erlangen können.

 

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