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Lektion 4: Es gibt keinen Zwang im Spirituellen

  • Bedingt spirituelle Entwicklung, dass man sich mit wenig zufriedengibt?
  • Weshalb begannen die Menschen von Gebetshäusern weg, hinaus in die grosse weite Welt zu laufen?
  • Weshalb sagt die Kabbala nicht "es ist verboten" und "schäm dich"?
  • Wieso nehmen Menschen Drogen?
  • Wie beginne ich meine Korrektur?

Ist es das Ziel, den Einsatz der fünf Sinne auf ein Minimum zugunsten des sechsten Sinnes einzuschränken? Vollkommen durch es zu leben und durch sie (die fünf Sinne)- nur ein wenig zu atmen, ein bisschen zu essen...?

Nein. Genau das Gegenteil, weil nichts von Oben kommt, das nicht aus einem Grund kreiert wurde. Vielmehr existieren alle Dinge, die von ihrem Ursprung aus hierhin hinabgestiegen sind, in ihrem Ursprung, oder während des Abstiegs, in einer sogar erfrischenderen und grösseren Form. Alle Wünsche sind sehr gross, sogar die animalistischsten.

Ihr werdet sehen, dass ihr viel hungriger werdet. Diese erhöhte Intensität werdet ihr auch bei allen anderen Genüssen feststellen. Wieso geschieht das? Dies ist kein Scherz, darüber wird auch sehr explizit in Büchern über die Kabbala geschrieben. In der Kabbala gibt es nichts zu verbergen, wir sprechen über Seelen. In der Tat werdet ihr Raum für Genuss entwickeln. Wenn ihr Raum für einen kleinen Genuss habt, dann braucht ihr nichts weiter; so wie ein rechtschaffener Mensch nur ein Glas Wasser und eine Scheibe Brot möchte „und, so Gott will, nur dies". So wirst du aber kein Kabbalist. Ein Kabbalist muss die ganze Welt schlucken, und ganz allmählich beginnen wir dieses durch das Licht, das zu uns gelangt, zu spüren.

Man muss auch beachten, dass die Kabbala nicht vorschreibt, man solle aufhören zu empfangen. Im Gegenteil, die Weisheit  der Kabbalah erklärt, dass man empfangen und in vollen Zügen genießen soll, auf bestmögliche Weise und soviel wie möglich. Diese Konzepte sind jedoch kompliziert und setzen echte Weisheit voraus.

Allem zuvor: wir lernen alles über die Methode, die Fähigkeit zu empfangen zu entwickeln. Nein, keineswegs um unsere Sinnesempfindungen einzuschränken, nein. Einem Kabbala-Studenten ist es untersagt, sich von der Gesellschaft zurückzuziehen oder sich irgendwelche Restriktionen aufzuerlegen. Er muss wie gewöhnlich weiter funktionieren; die Kabbala verpflichtet zu heiraten, ein normales Leben zu führen, zu arbeiten, Militärdienst zu leisten und all das zu tun, was Menschen seiner Generation tun. Es steht geschrieben: „unter meinem Volk verweile ich". Dies bedeutet, dass ich wie jeder andere durchschnittliche Mensch meiner Generation funktionieren soll.

Und ich bemerkte dies bei meinem Lehrer. Wenn ich verschiedene Sachen einkaufen ging oder um ihm etwas besonderes zu bringen, pflegte er zu sagen: „Frag alle, soviele wie du kannst, und bring mir die durchschnittliche Meinung von was auch immer sie alle denken oder verwenden. Andernfalls ist es verboten." Dies galt auf für die kleinsten Angelegenheiten. Sogar als wir im Spital zugelassen wurden, wo wir manchmal keine andere Wahl hatten und ein privates Zimmer belegen mussten, aber normalerweise bekamen wir ein Zimmer wie alle anderen auch. Hier handelt es sich um das entgegengesetzte Prinzip: wer immer etwas Besonderes nur für sich selber verwendet und nicht für alle, der verliert.

Praktisch bedeutet dies, man soll weiterhin wie bisher sein und sich selber keine Einschränkungen aufbürden - dies hat nichts mit Heiligkeit zu tun.

Im Gegenteil, wir haben zwei Herangehensweisen an diese Welt: es gibt den Ansatz „Erziehung durch Moral" und es gibt „Erziehung durch innere Entwicklung". Die Moral sagt uns: „dies ziemt sich nicht, schäm dich", tu es nicht, tu dies nicht, tu jenes nicht. Sie schlägt dir die ganze Zeit auf die Finger und sagt: „Nicht anfassen!". Dadurch grenzt sie den Menschen ein, und er kann sich nicht entwickeln. Sie eignet sich gut für „gewöhnliche" Menschen, um sie im Zaum zu halten. Derjenige, der über ein ganzes Volk herrschen möchte, geht genau nach diesem Ansatz vor. Und in Wahrheit klappte dies fast bis zur jetzigen Gegenwart, weil die Menschen noch nicht derart entwickelt waren. Die Seelen hatten noch nicht das Niveau erlangt wie jenes der Menschen der letzten Generation, in welchen das spirituelle Gen zu erwachen begann. Sie sind nun an einen Punkt gelangt, an welchem sie bereits ihr Inneres - ihren Punkt im Herzen - nähren müssen. Davor funktionierte der moralische Ansatz gut, er stützte die Menschen. Alle waren religiös und gingen in die Gotteshäuser, kamen wieder heraus, lernten und alles verlief angenehm.

Bis man an den Punkt gelangte, wo der Wille zu empfangen wuchs und dieses spirituelle Gen sich selbst schon fast vollständig realisiert hatte. Es verblieb in unserem Inneren nur den sechsten Sinn zu öffnen und sodann in die spirituelle Welt voranzuschreiten.

Wir können selbst feststellen, dass Erziehung durch Moral heute nicht mehr funktioniert. Moralische Erziehung wirkt nicht mehr, man kann niemandem mehr sagen „schäm dich". Wenn man dies zu jemandem sagt, wird dieser Mensch später keine andere Wahl haben als anzufangen, Drogen zu nehmen. Ist dies einmal geschehen, ist er am Ende. Man kann dann nichts machen und muss ihn seiner Entwicklung überlassen.

Deshalb lehrt uns die Kabbala nicht "schäm dich" zu sagen, den Menschen in nichts einzuschränken, genau das Gegenteil. Im Gegensatz zur moralischen Methode, der zufolge „diese Welt nichts wert ist und es nichts gibt, was man von ihr braucht und man sich nur dem Spirituellen widmen soll". Die Kabbala sagt dazu: Nein, diese Welt ist sehr gut und man kann sich hier vergnügen, das ist ganz sicher. Dass du nicht dazu imstande bist, nicht kannst oder nicht die Gelegenheit dazu hast, ist eine andere Angelegenheit, aber sag das nicht über diese Welt. Ihr müsst jedoch selbst entdecken, dass das Spirituelle viel grossartiger, reicher und attraktiver ist als alle materiellen Reichtümer.

Wieso schafft eine moralische Erziehung dies nicht? Weil sie einem nicht den Zugang in die spirituelle Welt öffnet. Sie ist nicht in der Lage einem Menschen zu sagen, „schau, du musst dieses jenem vorziehen" oder „schau, es ist klar, was im Spirituellen existiert". Die Kabbala tut genau dies, sie eröffnet einem Menschen die spirituelle Welt und sowieso wird er auf bestmögliche Weise und ohne jegliche Restriktion beide Welten bewältigen. Es gibt keinen Zwang im Spirituellen, dies ist ein sehr wichtiges Gesetz. Es gibt keine Nötigung, auch dir selbst gegenüber nicht.

Sobald man beginnt den sechsten Sinn zu spüren, beginnt man gleichzeitig ganz allmählich die fünf Sinne kritisch zu betrachten und erkennt in welchem Ausmass man in einer Illusion lebt. Ich würde sagen, dass dies keine Illusion ist; man kleidet die fünf Sinne in den sechsten Sinn und nimmt diesen wirklich als eine Perspektive. Du kannst fragen: „Weshalb ist der sechste Sinn eine Perspektive? Lass mich ein paar Kanäle, wie es sie in dieser Welt gibt, haben." In Wahrheit gibt es im sechsten Sinn auch fünf Kanäle, die so genannten Fünf Sfirot: Keter, Chochma, Bina, Tiferet, Malchut. Und die Eindrücke, die wir darin gewinnen, werden Fünf Lichter genannt: Nefesh, Ruach, Neschama, Chaja, Jechida. Im Spirituellen heissen sie genau so: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten. Nur wir nennen dies „ein Sinn". Wieso? Weil wir ihn als ein Gesamtpaket empfangen. In unserer Welt kann man blind sein, G-tt behüte, oder taub. Im Spirituellen ist dies nicht möglich, wenn man empfängt, empfängt man das ganze Paket, das gesamte NaRaNChaJ (Nefesh, Ruach, Neschama, Chaja, Jechida) und dann kleiden sich die Sinne selbst ineinander und kreieren darin einen Eindruck, ein vollständiges, perfektes Bild.

Es gibt niemand, der in dieser Welt geboren wurde und der einen Eindruck oder Reiz von unseren fünf Sinnen erhält, ohne dass diese in ihm etwas auslösen. Man könnte sagen, dass wir von Ort zu Ort ziehen ohne Empfindung für Spiritualität, ohne jegliches Verstehen darüber - wir haben nicht einmal ein Verlangen danach.

Nehmen wir an, dass ich in irgendeinem Dorf lebe, dass mein Vater Hirte war, ich auch wie er Hirte bin so wie auch mein Sohn und mein Enkel; so funktioniert es und geht immer weiter. Letztendlich ist dies auch bei uns so. Die Frage ist: „Tun wir etwas, indem wir einfach in dieser Welt mit unseren fünf Sinnen leben? Oder erhalten wir lediglich Informationen und Materialien und geben beides wieder zurück, und am Ende kommt  nichts dabei heraus?

Nein, wir erfüllen diese Aufzeichnungen. Jede einzelne dieser Aufzeichnungen in uns hat immer ihr persönliches, sehr eigenes NaRaNChaJ, selbst in unseren Aufzeichnungen und auch später, wenn sie alle zusammenkommen, geben sie uns ein perfektes Bild vom Anfang bis Ende, als ein vollständiges Bild. Unser ganzes Leben, dieses Leben sowie alle vorherigen, waren nicht zwecklos, der Mensch lebt nicht per Zufall. Deshalb ist es verboten, auch den niedrigsten Menschen zu verachten.

Diese Geringschätzung kann auch in der Überlegung geäussert werden, weshalb der Mensch nicht die Gelegenheit nutzt, die er erhalten hat, um Zugang zum Spirituellen zu finden. Das heisst, man soll ihn nicht verachten, aber versuchen ihn dazu zu bringen. Aber ihn einfach verachten - nein. Im Gegenteil, würde ich sagen. Baal HaSulam sagt, dass sogar (die Existenz ) für die kleinste Laus oder ein kleines Insekt, ganz egal was, ihre Existenz nötig ist. Und deshalb wurden sie kreiert und auf diese Art ausgewählt, damit sie ihre winzige Aufgabe innerhalb des allgemeinen Willens  erfüllen können.

Bevor nicht der gesamte Wille in all seinen Einzelheiten erfüllt wird, kann sich nichts ergeben. Deshalb darf man Menschen, die sich noch nicht zum Spirituellen hingezogen fühlen, nicht verachten; ihnen helfen, ja. Indem man ihnen hilft, hilft man sich selber, weil wir alle innerhalb desselben Systems eingebunden sind.

Wenn die Kabbala Platz für Genuss entwickelt, um welche Art von Einschränkung handelt es sich dann?

Der Schöpfer schuf den Willen zu empfangen. Was bedeutet es, dass der Wille zu empfangen sich vom Schöpfer hinweg bewegt? Der Wille zu empfangen bleibt derselbe, er ist nicht fähig sich selber einzuschränken ; er schränkt sich ein, nicht das Geben zu empfangen. Es gab sehr viel Raum hier, um das Licht zu empfangen, danach war er geschlossen; dies nennt man Kontraktion (Zimzum). Es ist nicht die Kontraktion des Willens zu empfangen selber, das gesamte Volumen bleibt, dieser Raum behält dasselbe Volumen, dieselbe Kapazität, es fand nur ein Zimzum statt. Das heisst, er ist nicht geschlossen, aber es gibt eine Abdeckung (Schirm, Masach).

Wie öffnet man diese Abdeckung? Die Abdeckung, die vorher existierte, war keine richtige. Wir brauchen die Abdeckung nur dann zu öffnen, wenn wir die Absicht haben wieder nach oben zu steigen. Nicht um hier zu empfangen, sondern so dass jedes Empfangen eine Erhebung auf die einhundertundfünfundzwanzig Stufen der Leiter bedeuten würde.

Womit beginne ich meine Korrektur? Ich führe eine Kontraktion aus, nehmen wir an, die Erste Kontraktion, und dann öffne ich mich selber soweit, wie ich mich über meinem gegenwärtigen Zustand erheben kann, und noch höher, sodass alles dauernd in Bewegung ist. Nur so können wir beginnen, den Masach zu öffnen.

Wenn ich das Licht empfangen und in seine Richtung vorwärts kommen kann, dann öffne ich mich selber für den Empfang des Lichtes. Andernfalls werde ich in meinem gegenwärtigen Zustand bleiben bis ich genügend Kraft für die sogenannte Barriere (Masach) erhalte, so dass die Fülle (Schefa) für die Entwicklung empfangen wird.

 

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