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Lektion 5: Die Entwicklung von Wünschen

  • Gibt es irgendeinen Zusammenhang zwischen den Genüssen in unserer Welt und denjenigen im Spirituellen?
  • Wann beginne ich spirituelle Reschimot zu erfüllen?
  • Wie passen materielle Wünsche in meinem Inneren mit dem Wunsch nach Spiritualität zusammen?
  • Weshalb gibt es in unterentwickelten Ländern weniger Selbstmorde?
  • Welche Erziehung sollten Kinder erhalten, die für ihre Entwicklung förderlich ist, und wie vermeiden wir die Unterdrückung von ihnen?

Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem spirituellen Wunsch zu empfangen, dem Schirm (Masach), dem Höchsten Licht, dem spirituellem Genuss und dem, was wir in dieser Welt spüren, genauer gesagt, was wir mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen?

Es gibt überhaupt keinen Zusammenhang. Was heisst das, es gibt keinen Zusammenhang? - Ganz einfach: die Genüsse, die ich durch die fünf Sinne empfangen kann, empfange ich ohne einen Schirm (Masach). Ich empfange sie entsprechend meinem Wunsch zu empfangen, welcher von den Reschimot abhängig ist, die im Ursprung des jeweiligen Genusses liegen. Ich muss nicht daran arbeiten, D.h. ich muss  nur daran  arbeiten, nur um dieses Reschimo zu aktivieren. Wenn ich ein kleines Reschimo habe, dann ist das Ziel, es ein bisschen grösser werden zu lassen. Nehmen wir einmal an, ich möchte essen, aber nicht genug, also esse ich etwas Gesalzenes oder Scharfes. Aber ich arbeite am gleichen Wunsch zu empfangen. Und diese Eingänge der Sinne und das, was durch den sechsten Sinn hineingeht, sind vollkommen unabhängig voneinander.

Es ist möglich, ein grossartiger Kabbalist zu sein und mit dem sechsten Sinn, dem Schirm (Masach), auf sehr hohen Levels  zu arbeiten und gleichzeitig alles mit den fünf Sinnen zu geniessen - darin besteht kein Widerspruch.

Werden dadurch nicht die fünf Sinne außer Kraft gesetzt?

Die fünf Sinne warden dadurch nicht beeinträchtigt. Im Gegenteil, das Ende der Korrektur bedeutet, dass du die höchste Stufe erreicht hast und du dich gleichzeitig in deinem Körper, in dieser Welt befindest und in deiner Seele diese zwei gegensätzlichen Punkte zu einem vereinst. Du führst sie tatsächlich zusammen. Dadurch hast du wirklich das Ziel der Schöpfung erfüllt.

Wie sind diese zwei Spiralen, der Punkt im Herzen mit dem materiellen Reschimo verbunden?

 Darüber haben wir bereits gesprochen. Wir machen zahlreiche Entwicklungsstufen durch, was wir Reinkarnation nennen. In vielen Wiedergeburten erfüllen wir diese materiellen Reschimot, die gegliedert sind, und zwar als erstes nach dem Wunsch nach tierischen Genüssen, welcher in Tieren und ebenso im Menschen zu finden ist, solche wie das Bedürfnis   nach Nahrung, Familie, Sex, einem Obdach, einer Umgebung. Anschliessend folgen die Wünsche nach Geld, dann nach Ehre und nach  Wissen.

Nachdem der Mensch all diese Wünsche verwirklicht hat folgt der Wunsch nach Spiritualität. Es ist nicht so, dass diese Dinge exakt aufgeteilt wären, und dass ich sie eines nach dem Anderen passieren würde; von körperlichen Genüssen zum Wunsch nach Reichtum und ich dann nur Geld wollen würde und alles, was mit Nahrung zu tun hat, mich nicht mehr interessieren würde. Unsinn! Jedoch habe ich den vorherigen Wunsch dermassen entwickelt, dass es reicht, um in mir den Willen nach Geld in einem gewissen Ausmass zu öffnen. Dies tut jeder auf seine eigene, persönliche Weise entsprechend seiner persönlichen Seelenstruktur. Nun beginne ich an der Ehre zu arbeiten, doch während ich das tue, erwacht in mir plötzlich der Wunsch, Ehre zu erlangen und dafür zu arbeiten. Nehmen wir an, ich möchte ein Mitglied des Parlaments oder etwas ähnliches werden. Es ist nicht so, dass ich dann Geld und körperliche Genüsse vergesse, sie arbeiten einfach alle zusammen. Ich habe sie genügend entwickelt und nun entwickeln sie sich etwas mehr auch durch den Wunsch nach Ehre usw. So ist es auch mit dem Wunsch nach Spiritualität, zusammen mit ihm entwickle ich auch die vorherigen Genüsse mehr und mehr. Ehre, zum Beispiel, stört die spirituelle Entwicklung ausserordentlich stark. Sie stört sie auf positive Weise. Wie jede andere Störung hat sie den Zweck, mir aufzuzeigen, wo ich unvollkommen bin usw.

Das heisst, diese Sinne begleiten einen Kabbalisten immer. Es steht geschrieben, dass derjenige, der größer ist als sein Freund, hat einen grösseren Trieb als er" sowie „seit den Zeiten der Zerstörung des Tempels blieb der Geschmack am Geschlechtsakt nur in denjenigen, die dem Schöpfer dienen". Dies bedeutet, dass die niedrigsten Wünsche,  ähnlich denen der Tiere, nur in jenen bleiben, die Diener des Schöpfers sind. Besonders im Innern von denjenigen, die diesen Kanal (den sechsten Sinn) öffnen, arbeiten die fünf Sinne sehr, sehr stark. Aber er spürt sie auf zweckmässige Weise und sie helfen ihm ihn Richtung des Ziels.

Unterstützt Leiden die Entwicklung der Seele?

Was kann ich euch dazu sagen? Wir sehen, dass Milliarden von Menschen leiden. Ganz Afrika hungert und es bringt sie nicht dazu, sich mit der Entwicklung der Seele zu befassen. Andererseits finden wir die höchsten Selbstmordraten unter den entwickelsten Ländern und nicht unter den afrikanischen. Es sind die Schweden, die sich umbringen, und nicht die Afrikaner. Wo ist die Rate von Menschen, die Drogen nehmen, am höchsten? In Europa. Jene, die kaum genug zu essen haben, leben in Armut und jene, die Drogen anbauen, nehmen sie nicht.

Es steht geschrieben: "Leiden reinigt den Körper" wobei „Körper" den Wunsch zu empfangen meint. Es sind keine Leiden, die wir wegen des Mangels an tierischen Genüssen verspüren. Es sind Leiden der Liebe, die Tatsache, dass wir uns nach Spiritualität sehnen und sie nicht haben. Denn einzig diese Leiden reinigen uns und bringen uns näher ans Spirituelle heran.

Noch einmal: Kabbala ist gegen das Leiden. Laut der Wissenschaft der Kabbala soll der Mensch weise handeln, so dass er in jedem Moment Genuss empfindet. Andernfalls verflucht er den Schöpfer statt ihn zu rechtfertigen, und er erfasst die Situation, in der er sich befindet, nicht korrekt.

Jede Situation, in der wir uns befinden, ist zu unserer Korrektur da, um uns in ein spirituelleres und höheres Stadium zu bringen. Wir sind nie in einem Stadium, in welchem wir nicht fortschreiten. Jeden Tag, in jedem Moment schreiten wir beständig fort. Jemand, der dies noch nicht spürt, sollte dennoch ein bisschen davon verstehen und darüber nachdenken. Es ist tatsächlich so.

Doch wenn jemand in einen Zustand gelangt, in welchem er leidet, und nicht daraus heraus will, es sogar geniesst, wird dies Klipa (Schale, Hülle) genannt. Diese Kräfte stoppen den Menschen und drücken ihn auf eine gewisse Weise  herab, und wir müssen ihnen widerstehen. Deshalb ist es ein grosses Problem für Anfänger, weil sie beginnen zu spüren, wie verdorben sie sind, wie weit entfernt sie sich von Heiligkeit befinden und in welchem Ausmass ihnen fehlt, was sie möchten. Dabein sind sie immer noch im Egoismus versunken, im egoistischen Wunsch zu empfangen, „mir fehlt, mir fehlt" und der Mensch verzweifelt. Genau das Gegenteil von dem, was sein sollte.

Deshalb besteht Fortschritt, echter Fortschritt, darin, dass der Mensch für sich die Möglichkeit entdeckt, seinen Weg unter der Bedingung, freudvoll bleiben zu können, kritisch betrachtet. Baal HaSulam schreibt darüber in einem seiner Briefe, dass der Mensch pro Tag dreiundzwanzigeinhalb Stunden freudvoll sein soll, mit dem Schöpfer verschmolzen sein soll, und nur eine halbe Stunde aufwenden soll, um zu prüfen woran er ist.

Sie sagten vorher, dass es dieses moralische System gibt, das auf 'einfache' Menschen wirkt. Meine Frage dazu: "Ist es möglich im Zustand, in welchem sich die Welt derzeit befindet, die ganze Welt zu öffnen, sich so zu verhalten, als sei alles erlaubt?

Die Frage hier ist, wie diese Generation zu erziehen ist, wie man von der moralischen Methode zur Methode der Kabbala, sich im Einklang mit der Natur zu entwickeln, übergehen kann. Weiß ich nicht. Wir wissen nicht einmal, ich weiss  nicht, wie man Kinder erzieht. Selbstverständlich habe ich meine eigenen Vorstellungen zu diesem Thema, aber es gibt  keine von unseren grössten Kabbalisten - und ich bin nicht grösser als sie. Ich werde keine Bücher über spirituelle Erziehung schreiben, ich weiss, wo ich hingehöre.

Zu unserem Bedauern haben wir von Oben noch keine Methode erhalten wie Kinder anzusprechen sind. Der grosse Gaon von Vilna hat zwar vor ungefähr drei oder vierhundert Jahren geschrieben, dass Kindern ab neun Jahren die Weisheit der Kabbala gelehrt werden kann. Denn für den Menschen gibt es nichts natürlicheres als zu wissen, dass es mehr und mehr um ihn herum zu erlangen und zu wachsen gibt. Und diese Fragen werden ab einem jungen Alter gestellt: Wer bin ich? Was bin ich? Wofür bin ich hier? Später, als Folge all unserer Sorgen und Probleme, vergessen wir diese Fragen.

Wie dem auch sei - es gibt noch keine Methode. So wie es auch keine aktuelle Methode gibt, um eine ganze Nation anzusprechen -  wenn sie keinen Mangel an Spiritualität spürt und sich immer noch mit oben erwähnten Angelegenheiten beschäftigt. Deshalb beschleunigen wir entweder  durch das Studium die gesamte Menschheit in ihre Richtung oder es ist so, wie es bei meinem Lehrer war. Ich lerne gerne aus Beispielen, meist aus dem, was sich vor meinen Augen ereignete. Wenn ich ihm Studenten aus Tel Aviv brachte, gab es darunter nicht-religiöse junge Männer, und auch einige, die er absolut nicht akzeptieren wollte. Und er sagte mir, dass diese, falls möglich, nicht kommen sollten. Es gab einige, von denen er sagte: "Lass sie kommen, und rein durch ihre Anwesenheit werden sie sich entwickeln, sogar wenn ihr Punkt im Herzen noch nicht entwickelt ist". Sie waren zusammen in der Gruppe, gingen zusammen in Pubs, verbrachten Zeit miteinander und plötzlich wurde in ein paar von ihnen der Wunsch nach Spiritualität entfacht. Und sie haben all die anderen Männer mitgerissen und sehr viele schlossen sich an, ganze Gruppen. Wir sahen, dass dies in der Tat nützlich war, dass Menschen plötzlich kamen ohne zu wissen weshalb, einfach weil "Itzik ist hier, ich möchte auch dabei sein", wie in einem Club, eine Art Club. Und später sahen wir, dass sich diese Menschen tatsächlich entwickelt hatten, dass mancher seinen Freund Itzik eingeholt hatte und sogar noch weiter fortgeschritten war.

Wir kennen die Wege der Seele nicht, auf welche Weise und mit welcher Geschwindigkeit sie fortschreitet. Sie kann plötzlich einen Sprung nach vorne machen, ich habe dies selbst beobachtet. Und das Gegenteil trifft auch zu. Ich habe viele Beispiele über Menschen, die so rein und so empfänglich dafür waren, dass sie sofort verstanden und sie so viele Dinge entdeckten, wofür ich sie beneidete. Sie waren im Begreifen des Stoffs sehr fortgeschritten. Plötzlich begannen sie , auszutrocknen, still zu stehen und fortzugehen. Und wenn sie nicht gingen, blieben sie bei der Kabbala nur formell. Deshalb ist es unmöglich etwas im Voraus zu wissen, ich würde sogar sagen, dass ich 4 nicht weise genug bin, und ich sah, dass auch mein Rabbi es nicht erkannte. Es ist nicht möglich vorauszusagen, wie weit jemand vorwärts kommen wird, in welchem Ausmass er fortschreiten wird und wo seine Hindernisse sein werden. Dies trifft für jede Seele zu und sogar wenn jemand klein und unbedeutend ist, gibt es nichts was man voraussagen kann. Sogar wenn wir es mit unseren eigenen Augen sehen, können wir nicht über einen Menschen sagen, wie sein Lebensweg sein wird. So ist es.

 

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